Dem Werk liegt eine Dichtung von Picander zugrunde, die dieser 1732 veröffentlichte. Vermutlich entstand die Kantate 1734, um im Zimmermannschen Kaffeehaus in Leipzig aufgeführt zu werden. Der Text muss zur damaligen Zeit populär gewesen sein, da er neben Bach von mindestens zwei weiteren Komponisten aufgegriffen wurde, wobei nur Bachs Interpretation einen zusätzlichen Schlussteil aufweist, dessen Urheberschaft durch Picander oder Bach selbst nicht gesichert ist. Es wird davon ausgegangen, dass Bach die Uraufführung der Kantate im Leipziger Café Zimmermann geleitet hat.
Inhalt
Im Gegensatz zu den meisten anderen weltlichen Kantaten Bachs ist dieses Werk keine Huldigung an die Obrigkeit, sondern skizziert humorvoll-ironisch eine Szene aus dem bürgerlichen Leben der Leipziger: Herr Schlendrian (Bass) versucht mit wütenden Drohungen seiner Tochter Liesgen (Sopran) die Unsitte des täglichen Kaffeetrinkens abzugewöhnen. Erst als er ihr die Erlaubnis zur Heirat in Aussicht stellt, lenkt die eigenwillige Tochter zunächst in der Arie „Heute noch, lieber Vater tut es doch“ ein, lässt aber im anschließenden Rezitativ des Erzählers heimlich verbreiten, dass sie nur einen Mann akzeptiert, der ihr auch in der Ehe jederzeit das Kaffeetrinken gestattet. Mit einem ironisch-versöhnlichen Terzett der drei Gesangssolisten „Die Katze lässt das Mausen nicht“ endet die Kantate.
Sätze
Rezitativ (Tenor): Schweigt stille, plaudert nicht
Arie (Bass): Hat man nicht mit seinen Kindern
Rezitativ (Sopran, Bass): Du böses Kind, du loses Mädchen, Ach!
Arie (Sopran): Ei! wie schmeckt der Coffee süße
Rezitativ (Sopran, Bass): Wenn du mir nicht den Coffee läßt
Arie (Bass): Mädchen, die von harten Sinnen
Rezitativ (Sopran, Bass): Nun folge, was dein Vater spricht!
Arie (Sopran): Heute noch, lieber Vater
Rezitativ (Tenor): Nun geht und sucht der alte Schlendrian
Das Werk ist für Bach insofern ungewöhnlich, als es im Gegensatz zu fast allen anderen Kantaten Bachs weder in das Genre der Kirchenkantaten fällt noch der Gruppe der Huldigungsmusiken für ein Fürstenhaus zuzurechnen ist. Es verrät einen gewissen Sinn für Humor des Komponisten, der es versteht, die Charaktere der handelnden Personen mit musikalischen Mitteln zu karikieren. Der wahrscheinlich bekannteste der insgesamt 10 Sätze ist Liesgens von der Traversflöte begleitete Arie „Ei! wie schmeckt der Coffee süße“.
Hans-Joachim Schulze: Ey! wie schmeckt der Coffee süße – Johann Sebastian Bachs Kaffee-Kantate in ihrer Zeit. Verlag für die Frau, Leipzig 1985, ISBN 3-7304-0056-8.
Hans-Joachim Schulze: Die Bach-Kantaten: Einführungen zu sämtlichen Kantaten Johann Sebastian Bachs (Edition Bach-Archiv Leipzig). Evangelische Verlags-Anstalt, Leipzig / Carus, Stuttgart 2006, ISBN 3-374-02390-8 (EVA), ISBN 3-89948-073-2 (Carus).