Siegburg
Siegburg ist die Kreisstadt und damit Verwaltungssitz des Rhein-Sieg-Kreises im Regierungsbezirk Köln. Die mittelgroße Stadt liegt im Süden Nordrhein-Westfalens und gehört zu den Metropolregionen Rheinland und Rhein-Ruhr. GeographieLageSiegburg liegt etwa 8 km östlich des Rheins an der Mündung der Agger in die Sieg im südöstlichen Winkel der Kölner Bucht, begrenzt im Osten von den Höhen des Bergischen Landes und im Süden vom Pleiser Hügelland. Nachbargemeinden sind Troisdorf, Lohmar, Neunkirchen-Seelscheid, Hennef und Sankt Augustin. Der höchste Punkt des Stadtgebiets wird mit gut 220 m ü. NHN im Ortsteil Braschoß erreicht, der niedrigste befindet sich mit knapp 54 m ü. NHN an der Aggermündung.[2] Die nächsten Großstädte sind Köln und Bonn. Aufgrund des kleinen Stadtgebiets ist die Kreisstadt die flächenkleinste Kommune im Rhein-Sieg-Kreis. StadtgliederungDas Stadtgebiet umfasst die Gemarkungen Siegburg mit den Ortsteilen Brückberg, Deichhaus (eingemeindet 1927), Dreesch und Zange (eingemeindet 1906), Wolsdorf (eingemeindet 1899) mit dem Ortsteil Stallberg, Braschoß (eingemeindet 1956) mit den Ortsteilen Kaldauen, Schneffelrath, Schreck und Haus zur Mühlen sowie Seligenthal (eingemeindet 1969).[3] GewässerDer Namensgeber der Stadt ist die Sieg, die westlich von Siegburg in den Rhein mündet. Deren Nebenfluss, die Agger, bildet die Trennlinie zur Nachbarstadt Troisdorf. Von der Sieg zweigt der Siegburger Mühlengraben in der Höhe des Siegwehrs ab, fließt durch das Stadtgebiet und vereinigt sich schließlich wieder mit der Sieg. Des Weiteren fließt der Wahnbach aus der Wahnbachtalsperre durch das Gebiet des Siegburger Stadtteils Seligenthal. Der Rothenbach, der in Lohmar-Heide entspringt, speist zahlreiche Fischteiche des großen Waldgebietes (Staatsforst Siegburg) zwischen den Städten Siegburg und Lohmar. GeologieSiegburg hat Anteil an der Niederrheinischen Bucht, die ein tertiäres geologisches Senkungsgebiet am Nordrand des Rheinischen Schiefergebirges darstellt. Im Oberoligozän reichte das Meer bis in den Bonner Raum hinein. Die Tonablagerungen, die später die Grundlage des Siegburger Keramikhandwerks wurden, bildeten sich während des Oligozäns. Über den Tonen bildeten sich Braunkohlenflöze. Nach dem Rückzug des Meeres kam es zur Sedimentation von Sanden. Charakteristisch für dieses Gebiet sind Terrassensysteme des Rheins und seiner Nebenflüsse, der Sieg und der Agger. Siegburg ist bekannt für seine hellgrauen bis dunkelgelben Tone, die der daraus produzierten Keramik eine helle Farbe verleihen. Die Aulgasse hat nach dem Töpferhandwerk ihren Namen. BergbauAuch im Stadtgebiet von Siegburg wurde Bergbau betrieben. So befand sich unterhalb der Wahnbachtalsperre zwischen Seligenthal und Weingartsgasse das Bergwerk Ziethen. Bereits im 12. Jahrhundert müssen hier Blei- und Kupfererze gefördert worden sein. 1854 wurde das Bergwerk erneut in Betrieb genommen. Der Abbau erfolgte hier bis in eine Tiefe von 70 Metern. Dabei gestaltete sich die Wasserhaltung im Schacht äußerst schwierig. 1878 wurde der Betrieb eingestellt, da die Mächtigkeit der Erze mit zunehmender Tiefe abnahm. Die Grube wurde von 1923 bis 1927 erneut untersucht, es fand aber kein Abbau mehr statt. Vor Ort findet man heute noch eine große überwachsene Halde sowie einige Eisenstangen, die aus der Erde ragen. Östlich von Schneffelrath befanden sich die Erzgruben Plinius und Franz. Der Abbau im Erzvorkommen von Plinius erfolgte nur kurzfristig um 1860. NaturNaturdenkmäler
Naturschutzgebiete
GeschichteFrühzeitDie ältesten bislang gefundenen menschlichen Spuren stammen aus der Jungsteinzeit (ca. 3000 – ca. 1800 v. Chr.). Es handelt sich um Beile, Klingen und Schaber aus Stein sowie um Tonscherben.[5] Die ältesten Siedlungen auf dem Gebiet der Stadt Siegburg werden auf die Zeit zwischen 1000 und 500 v. Chr. datiert. Funde sind auf dem Brückberg und dem Seidenberg belegt. Um 500 n. Chr. erreichte die Fränkische Landnahme den Siegburger Raum. Kurz vor Christi Geburt kamen die Römer an den Rhein. Der Rhein wurde für einige hundert Jahre zur Grenze zwischen dem Römischen Reich auf dem linken Ufer und den keltischen und germanischen Stämmen auf der rechten Seite. Angesichts der Nähe zu den römischen Siedlungen in Köln und Bonn ist davon auszugehen, dass ein reger Grenzhandel existierte.[5] MittelalterSeit dem 9. Jahrhundert gab es auf dem Michaelsberg eine Burg, die sich im Besitz der Ezzonen befand.[5] Im Jahre 1060 fand die Vertreibung des Pfalzgrafen Heinrich I. von Lothringen durch Erzbischof Anno II. von Köln statt. Infolgedessen wurde im Jahre 1064 die Abtei Michaelsberg, eine Benediktinerabtei, durch den Erzbischof gegründet. Der Abt des Klosters war zugleich Herrscher über die Siedlung am Fuß des Berges. Fünf Jahre später, im Jahr 1069, erhielt Siegburg 1069 die Markt-, Zoll- und Münzrechte von König Heinrich IV. und vor 1182 das Stadtrecht.[6] Als Anhänger der damaligen Reformbestrebungen innerhalb der Kirche machte der Erzbischof Anno II. die Abtei zu einem Zentrum der Erneuerung des benediktinischen Mönchtums, dass hierfür der Ausdruck der „Siegburger Reform“ geprägt wurde.[5] Anno wurde 1075 auf der Abtei beigesetzt (Annoschrein) und die dankbare Abtei erreichte 1183 seine Heiligsprechung, was viele Pilger anzog.[5] Als Baumaterial für zahlreiche Bauten jener Zeit, z. B. St. Servatius (zweiter Bau 1169), wurde der in den Wolsbergen abgebaute Tuffbasalt verwandt, auch „Wolsdorfer Brocken“ genannt. Aus dieser Zeit stammt auch die Stadtmauer, die erst 1865 niedergelegt wurde. Im heutigen Stadtteil Seligenthal gründeten Graf Heinrich III. von Sayn und seine Frau Mechthild von Landsberg ein Franziskanerkloster. Der Bau wurde jedoch wegen Geldknappheit 1255 für drei Monate pausiert. Erst nachdem von Sayn mit finanzieller Unterstützung vom Siegburger Abt Darius Martens rechnen konnte, wurden die Bauarbeiten am Kloster wieder aufgenommen. Die Klosterkirche wurde 1256 im rheinischen Übergangsstil fertig gestellt und ist heute die älteste erhaltene Franziskanerkirche nördlich der Alpen. Bis heute ist das Kloster von Nonnen bewohnt. 2016 sollte die Jesu-Statue im Süd-Ost-Hof der Kirche restauriert werden. Dieses Unternehmen scheiterte jedoch aufgrund finanzieller Engpässe und fehlender Unterstützung der katholischen Kirche. Die Statue aus dem 17. Jahrhundert wurde dementsprechend, um Besucher des Klosters nicht zu gefährden, 2017 in das theologische Museum Königswinter überführt.[5] 1285 wurde zwischen Siegburg und Köln ein Vertrag unterzeichnet, der den Bürgern der jeweils anderen Stadt die gleichen Rechte wie den eigenen Bürgern verlieh. Gleichzeitig wurde der Chor der Pfarrkirche nach dem hochgotischen Vorbild des Kölner Doms umgebaut.[5] Das politische Leben des mittelalterlichen Siegburg von drei Institutionen geprägt. Der Abt war Oberhaupt der Abtei und der Stadt. Ein Vogt war für die Rechtsprechung und den militärischen Schutz verantwortlich. Dieses Amt wurde ab der Mitte des 12. Jahrhunderts von den Grafen von Berg ausgeübt. Dritte und schwächste Institution war der Rat der Stadt als Vertretung der Bürgerschaft.[5] Seit ca. 1000 gilt Siegburg als Töpferstadt. Die Entwicklung des Töpferhandwerks setzte somit wesentlich früher ein als in der ebenso bekannten rheinischen „Töpferstadt“ Frechen. Die Töpfereien befanden sich in der Vorstadt Aulgasse. Ab circa 1300 erlebte Siegburg eine Blüte der Töpferei. Die Töpfer stellen gesintertes Siegburger Steinzeug her. Etwa ab 1500 erlebte Siegburg eine erneute Blüte der Töpferei. Den Siegburger Töpfern gelang es, kunstvolle Verzierungen an den Töpferwaren anzubringen. Aus Siegburg stammen die Schnellen. Vor und nach 1600 verließ ein großer Teil der Töpfer Siegburg. Einige siedelten sich im Kannebäckerland im Westerwald und das Töpferhandwerk in Siegburg verlor stark an Bedeutung. 15. bis 18. JahrhundertDer Siegburger Abt Pilgram vom Drachenfels versprach 1403 dem Johann II. von Loen die Übernahme der Siegburger Schirmvogtei. Hierdurch kam es zum Siegburger Krieg zwischen Abtei und den Bürgern der Stadt, wobei die Bürger mit dem späteren Herzog Adolf von Berg, dem Sohn des bisherigen Stadtvogtes, die Abtei belagerten. Die Abtei wurde erheblich beschädigt, aber nicht genommen; die Stadt wurde in Brand geschossen. Stadt und Abtei einigten sich, die Vogtrechte weiter den Herren von Berg zu lassen. 1588 fand während des Truchsessischen Krieges eine erfolglose Belagerung Siegburgs durch spanische Truppen statt. 1614/1615 wurde Siegburg im Laufe des Jülich-Klevischen Erbfolgestreites von brandenburgisch-staatischen Truppen abermals belagert. Knapp 20 Jahre später wurde Siegburg im Oktober 1632, während des Dreißigjährigen Krieges von den schwedischen Truppen General Baudissins erobert, die diese für drei Jahre besetzt hielten. Von 1636 bis 1638 erlebte Siegburg die Hexenverfolgungen durch die Hexenkommissare Franz Buirmann und Kaspar Lieblar (Liblar). Dies wurde begünstigt durch die Abwesenheit des Abtes, der vor dem Krieg nach Köln geflohen war. 37 Menschen (32 Frauen und fünf Männer) wurden Opfer der Hexenprozesse. Es gibt noch 19 vollständige Hexenprozess-Protokolle sowie Prozessfragmente im nordrhein-westfälischen Hauptstaatsarchiv Düsseldorf und Stadtarchiv Siegburg. Die zahlreichen kriegerischen Auseinandersetzungen jener Zeiten verursachten einen wirtschaftlichen Niedergang. Im Jahre 1670 zerstörten Truppen des Herzogs von Berg große Teile der mittelalterlichen Befestigung auf dem Michaelsberg. 1676 kam Siegburg als Unteramt zum Herzogtum Berg, welches von Düsseldorf aus regiert wurde. Von 1741 bis 1742 wurde die Stadt schließlich durch französische Truppen besetzt. Im Laufe des 18. Jahrhunderts zerstörten mehrere Brände die alten Abteianlagen. In der Folge erhielt die Abtei durch Neubauten im Barockstil weitgehend ihr heutiges Gesicht. 19. JahrhundertIm Jahr 1803 kamen die Franzosen wieder als Besatzer. Die Abtei wurde säkularisiert und nach fast 750 Jahren Bestand aufgehoben. Nach der Niederlage Napoleons und dem Wiener Kongress kam das Rheinland und damit auch Siegburg zum Königreich Preußen.[5] Mit Einrichtung der Provinz Jülich-Kleve-Berg (ab 1822 Rheinprovinz) wurde Siegburg 1816 Kreisstadt des neu gebildeten Kreises Siegburg, der nach einer Zusammenlegung 1820 mit dem Kreis Uckerath 1825 in Siegkreis umbenannt wurde.[5] 1825 wurde in den Gebäuden der ehemaligen Abtei die Erste Rheinische Irrenheilanstalt eingerichtet und bestand dort bis 1878.[7] 1828 hatte Siegburg 3576 Einwohner, davon 110 evangelische und 162 jüdische. Zur Pfarrgemeinde gehörten neben Troisdorf und Wolsdorf die Höfe Flögerhof und Ulrodderhof (Uhlrather Hof).[8] 1829 wurde der Weinbau am Michaelsberg eingestellt. 1840 setzte in der Kreisstadt mit dem Umzug der Kattun-Fabrik Rolffs & Co. von Köln nach Siegburg die Industrialisierung ein.[5] Im Laufe der Industrialisierung entwickelte sich Siegburg zum wichtigen Verkehrsknotenpunkt und Industriestandort im Bergischen Land. 1859 erhielt Siegburg einen Eisenbahnanschluss, in dessen Gefolge zwei große königlich-preußischer Rüstungsbetriebe mit bis zu 5000 Beschäftigten angesiedelt wurden.[5] Um 1865 wurden die baufälligen Stadttore abgebrochen. Im Jahre 1886 wurde die königlich preußische Strafanstalt zu Siegburg eröffnet, die heutige Justizvollzugsanstalt Siegburg. 1892 siedelten sich die staatlichen Rüstungsbetriebe in Siegburg, die Königliche Geschossfabrik Brückberg und das Königliche Feuerwerkslaboratorium an, in denen bis zu 20.000 Menschen während des Ersten Weltkrieges arbeiteten.[9] Am 1. April 1899 wurde die Gemeinde Wolsdorf im Zuge einer Gebietsreform nach Siegburg eingemeindet. 20. JahrhundertBis 1945Die gute industrielle Einwicklung der Stadt ließ die Einwohnerzahl Siegburgs bis zum Ende des Ersten Weltkrieges auf rund 20.000 emporschnellen. Allerdings bedeutet das Kriegsende auch die Schließung der Rüstungsbetriebe mit der Folge einer hohen Arbeitslosigkeit.[5] 1914 wurde die 1803 aufgehobene und säkularisierte Benediktinerabtei auf dem Michaelsberg wieder eröffnet. Die Gebäude waren von 1825 bis 1877 als Irrenheilanstalt Siegburg genutzt worden. Wie überall im Rheinland dominierte in der Weimarer Republik die katholische Zentrumspartei. Mit der Machtübernahme der NSDAP ab 1933 begann auch in Siegburg die Gleichschaltung. Im Jahre 1933 wurde beim Versuch eines SS-Trupps, das Volkshaus zu stürmen, in der Nacht zum 15. Februar ein SS-Mann erschossen. Trotz Mangel an Beweisen wurden später sechs Männer zu acht bis zwölf Jahren Haft verurteilt. Nach der Reichstagsbrandverordnung wurden aus Siegburg und Umgebung zahlreiche politische Gegner (Kommunisten, Sozialdemokraten, Gewerkschafter u. a.) zur Schutzhaft ins Zuchthaus Siegburg überführt. Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge in der Holzgasse zerstört. Bis 1942 wurden viele Siegburger Juden, deren Gemeindestärke bei rund 400 Personen lag, u. a. über das Lager Much in die Konzentrationslager im Osten zur Vernichtung deportiert.[5] Der Siegburger Moritz Heymann konnte noch 1940 auf einer abenteuerlichen Flucht über Russland, Japan, USA, Venezuela nach Argentinien entkommen. Er rettete die Thora der ehemaligen Siegburger Synagoge;[10] diese befindet sich heute in Israel. 1937 wurde Siegburg an eine der ersten deutschen Autobahnen, die A 3 angeschlossen. Die Teilstrecke zwischen dem Autobahnkreuz Köln-Mülheim und Siegburg mit 30 km Länge wurde am 17. Dezember 1937 nach rund drei Jahren Bauzeit dem Verkehr übergeben. Ein Jahr später, am 15. Dezember 1938, folgte der 12 km lange Abschnitt bis zur Anschlussstelle Siebengebirge und am 20. September 1939 weitere 30 km bis Dierdorf. Im Jahre 1941 wurden die Mönche der Abtei Siegburg durch die SS vertrieben, weil sie von der Gestapo als „reichsfeindlich“ eingestuft wurden. Die Abtei wurde bis Kriegsende als Lazarett und Flakbeobachtungsposten genutzt.[5] Am 28. Dezember 1944 wurden bei einem Bombenangriff 1500 Bomben auf Siegburg abgeworfen und 66 Menschen getötet sowie Hunderte verletzt. Die Abtei Michaelsberg wurde bei diesem Luftangriff fast vollständig zerstört.[11] Am 3. März 1945 wurde Siegburg abermals bombardiert; diesmal wurden 3000 Bomben abgeworfen, wodurch 35 Einwohner getötet wurden und etwa 1000 Gebäude beschädigt wurden. Am 9. und 10. März 1945 erfolgen Bombenangriffe auf Wolsdorf, die über 100 Tote fordern. Am 10. April 1945 wurde Siegburg von Teilen der 97. Infanteriedivision der US-Armee nach wochenlangem Kampf besetzt.[12] Als Bürgermeister wurde von den Amerikanern der Deutschamerikaner Eugen Vogel aus Siegburg eingesetzt. Zwangsarbeit im Zweiten WeltkriegAb 1939 wurden bis Kriegsende mehrere Tausend ausländische Zwangsarbeiter in Siegburger Groß- und Kleinbetrieben eingesetzt. Für ihre Unterbringung richtete das NS-Regime in Siegburg verschiedene Lager ein: „Arbeitslager“, „Gemeinschaftslager“ „Lager für Kriegsgefangene“, die besonders streng bewacht wurden, oder „Wohnlager“, wie einige verharmlosend genannt wurden. Eine besonders menschenunwürdige Form der Unterbringung erfuhren die Zwangsarbeitenden in der Haftanstalt in Siegburg und den auf dem Gelände der Haftanstalt befindlichen Baracken.[13] Mehr als 400 Zwangsarbeitende kamen als Folge von Mangelernährung, Krankheiten oder auch Bombenangriffen zu Tode. Sie wurden vorrangig auf dem Siegburger Nordfriedhof begraben. Nach dem Krieg wurden die meisten Beigesetzten in ihre Heimat überführt. Eine Ausnahme bildeten die sowjetischen Toten. Für sie entstand in den Jahren 1945 und 1946 ein Gräberfeld mit 108 Einzelgräbern und einem Massengrab mit 17 nicht identifizierten Verstorbenen. Die Einzelgrabsteine und ein Ehrenmal wurden von befreiten, noch in Siegburg verbliebenen Sowjetbürgern aus Betonmaterial gegossen.[13] Ab 1945Der Wiederaufbau von Stadt und Abtei ab 1945 war von der Mangelwirtschaft bestimmt. Abt und Konvent kehrten nach Siegburg zurück, um mit der Bevölkerung den Wiederaufbau einzuleiten. Im Juli 1947 feierten die Bürger und Mönche in den Ruinen der Abtei den 1400. Geburtstag des heiligen Benedikt. Im Jahre 1953 wurde die wiedererrichtete Abteikirche geweiht. Die Reparaturarbeiten dauerten noch bis 1967 an.[5] Im Zuge der Nachkriegszeit wurde aus der preußischen Industriestadt ein Verwaltungs-, Dienstleistungs- und Handelszentrum. Bedeutende Betriebe waren die Phrix-Werke AG und das Siegwerk. Ab 1957 wurden das Wachbataillon beim Bundesministerium der Verteidigung und das Stabsmusikkorps der Bundeswehr in der Brückberg-Kaserne in Siegburg stationiert. Das Wachbataillon kam im Zuge der Wiedervereinigung nach Berlin, aber das Stabsmusikkorps verblieb in Siegburg. Am 1. August 1969 wurde Siegburg die Kreisstadt des neuen Rhein-Sieg-Kreises. Teile der Gemeinden Buisdorf, Hennef (Sieg) und Lauthausen wurden eingegliedert.[14] Von 1974 bis 1978 entstand für den Rhein-Sieg-Kreis in Siegburg ein neues Kreishaus. 21. JahrhundertIm Jahre 2003 erfolgte die Anbindung von Siegburg an die ICE-Strecke Köln–Frankfurt, begleitet von einem Bahnhofsneubau und der Neugestaltung der Innenstadt zwischen Bahnhof und Markt. Im Jahr 2011 wurde die Benediktinerabtei St. Michael auf dem Michaelsberg wegen ihrer unzureichenden finanziellen und personellen Situation von den Mönchen aufgegeben. In einem Teil des Klosters eröffnete 2012 die Ordensgemeinschaft der Unbeschuhten Karmeliten (OCD) eine kleine klösterliche Gemeinschaft. Im Jahr 2017 zog das Katholisch-Soziale Institut (KSI) der Erzdiözese Köln von Bad Honnef in die Gebäude der ehemaligen Abtei auf dem Michaelsberg. DemographieEinwohnerentwicklung
(Quellenhinweise: Angaben nach 2011 von IT-NRW nach Fortschreibung des Bevölkerungsstandes auf Basis des Zensus vom 9. Mai 2011. Einwohnerzahlen von 1905 zusammen mit Wolsdorf und 1961 zusammen mit Wolsdorf und Braschoß.[15]) BevölkerungsstrukturNach dem Stand vom 1. April 2019 hat Siegburg 43.333 Einwohner und liegt damit weit über denen von IT-NRW.[16] Davon sind 6383 Ausländer (Einwohner ohne deutsche Staatsangehörigkeit). Die Frauenquote beträgt 21.843 (50,4 %) gegenüber 21.489 Männern (49,6 %). ReligionFolgende religiöse Gruppierungen bestehen in Siegburg:
KonfessionsstatistikLaut dem Zensus 2011 waren 41,9 % römisch-katholisch, 21,0 % der Einwohner evangelisch, und 37,1 % waren konfessionslos, gehörten einer anderen Glaubensgemeinschaft an oder machten keine Angabe.[17] Der Anteil der Protestanten und Katholiken an der Gesamtbevölkerung ist seitdem beträchtlich gesunken. Mit Stand Dezember 2024 waren von den 44.059 Einwohnern 28,4 % (12,516) Mitglied der katholisch Kirche, 15,2 % (6.715) der evangelische Kirche Deutschland und 56,4 % waren konfessionslos oder gehörten einer anderen Glaubensgemeinschaft an.[18] PolitikStadtratDer Stadtrat ist die kommunale Volksvertretung der Stadt Siegburg. Über die Zusammensetzung entscheiden die Bürger alle fünf Jahre. Die letzte Wahl fand am 13. September 2020 statt.[19] Neben den Bundestagsparteien CDU, SPD, Grüne, FDP und Linke ist seit 2020 auch die Wählergruppe Siegburger Bürger Union in Fraktionsstärke im Stadtrat vertreten.[20] Stadtdirektoren/BürgermeisterDer Stadtdirektor war der hauptamtliche Leiter der Stadtverwaltung (Chef des Rathauses). Seit dem Auslaufen der Norddeutschen Ratsverfassung, die durch den Einfluss der Britischen Besatzungsmacht nach 1945 eingeführt wurde, gibt es dieses Amt nicht mehr. Stand dem Stadtdirektor früher ein ehrenamtlicher, vom Stadtrat gewählter Bürgermeister zur Seite, so wird seither der Bürgermeister – nun auch Verwaltungschef – von den Wahlberechtigten direkt gewählt. Franz Huhn (CDU), Bürgermeister von 2004 bis 2020, trat zur Wahl am 13. September 2020 nicht mehr an. Zu seinem Nachfolger wurde in der Stichwahl vom 27. September 2020 Stefan Rosemann (SPD) mit 57,54 % der Stimmen gewählt.[21]
WappenDas blaue Wappenschild enthält den gold nimbierten Erzengel Michael, Flügel in Silber, einen roten Mantel, in den Händen ein goldenes Zepter und einen blauen Reichsapfel mit goldenem Kreuz. Michael steht auf einem Berg als wachsende Gestalt und weist auf den Ursprung und Lage der Stadt, das Kloster auf dem Michaelsberg hin. Die Abbildung auf dem Berg stellt einen schreitenden, roten, blau bewehrten Löwen dar und stellt damit den sonst stehenden Bergischen Löwen dar und weist auf die frühere politische Zugehörigkeit von Siegburg zum Herzogtum Berg hin. Die Grafen von Berg waren Vögte der Abtei Michaelsberg. FinanzenSiegburg ist die (pro Kopf) höchstverschuldete Kommune in Nordrhein-Westfalen (Stand 31. Dezember 2022). Auf jeden Einwohner kamen rechnerisch 11.586 Euro Stadtschulden.[22] StädtepartnerschaftenSiegburg unterhält fünf Städtepartnerschaften:[23]
Seit 2002 sind auch die beiden Siegburger Partnerstädte Stadt Nogent-sur-Marne und Bolesławiec partnerschaftlich miteinander verbunden. PatenschaftenEine Besonderheit sind die drei Patenschaften der Stadt Siegburg:[24]
Kultur und SehenswürdigkeitenIn Siegburg befinden sich die Studiobühne Siegburg, das Volkstheater Rhein-Sieg sowie das im September 2006 eröffnete Rhein-Sieg-Forum, eine Veranstaltungshalle für bis zu 2.000 Zuschauer. An Museen gibt es das Stadtmuseum Siegburg, das Siegwerk-Museum im Torhaus sowie das Abteimuseum in der Abtei Michaelsberg. Regelmäßige Veranstaltungen
Sehenswürdigkeiten
Kulinarische Spezialitäten
Wirtschaft und InfrastrukturAllgemeinesNach 2000 wurden viele Großprojekte verwirklicht. So wurde das Gebäude der früheren Hauptpost abgerissen. An seiner Stelle entstand ein Büro- und Geschäftshaus der Kreissparkasse Köln, das S-Carré. Die ehemalige Neue Poststraße, ÖPNV-Durchgangsstrecke vom Bahnhof in Richtung westlicher Innenstadt, wurde zum Erweiterungsbereich der Fußgängerzone. Die frühere Straße An der Stadtmauer ist völlig verschwunden; dort verläuft inzwischen ein Fußweg. Nach einer sich erheblich länger als geplant hinziehenden Bauzeit ist auch der ICE-Bahnhof Siegburg/Bonn an der Strecke Köln–Frankfurt 2004 fertiggestellt worden. VerkehrIn Siegburg ist im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) der Tarif des Verkehrsverbundes Rhein-Sieg (VRS) gültig. StadtbahnDie Stadt ist über die Siegburger Bahn mit Sankt Augustin und Bonn verbunden. Die Linie 66 der Stadtbahn Bonn verkehrt werktags im 10-Minuten-Takt über Bonn nach Königswinter und Bad Honnef. Zusätzlich verkehren morgens an Schultagen zwei Fahrtenpaare der Linie 67, welche ebenfalls durch die Bonner Stammstrecke fahren, dieser allerdings nach Bad Godesberg folgen.[30] Eisenbahn (Schienenpersonenfern- und -nahverkehr)Seit 2003 ist Siegburg an die ICE-Schnellfahrstrecke Köln–Rhein/Main angebunden. Eigens dafür erhielt Siegburg ein neues Bahnhofsgebäude mit umliegenden Geschäften. Der Bahnhof erhielt den Namen Siegburg/Bonn, da der ICE-Halt über die Stadtbahnlinie 66 der Stadtwerke Bonn mit Bonn verbunden ist. Siegburg wird auch in der Liste der ICE mit Städtenamen genannt. Außerdem liegt die Stadt an der Siegstrecke Köln–Siegen, welche Regional-Express-Züge der Linie RE 9 bedienen. Die S-Bahn-Linien S12 (Düren–Köln–Hennef–Au (Sieg)) und S19 der S-Bahn Köln halten hier ebenfalls. StraßenverkehrSiegburg liegt an den Bundesautobahnen A 560 (nach Bonn und Hennef) und A 3 (Frankfurt–Köln) sowie an den Bundesstraßen B 8, B 56 und B 484. Am 1. Januar 2018 waren in Siegburg 25.091 Kraftfahrzeuge zugelassen, darunter 21.675 Pkw.[31] Von 2004 bis 2010 verband die Wegebahn „Michel-Express“ die Fußgängerzone (Holzgasse, Markt, Bahnhof) mit der Siegburger Abtei. Ansässige Unternehmen
MedienZeitungen
Radio und FernsehenBildung
Gymnasien
Gesamtschulen
Realschulen
Hauptschulen
Grundschulen
JustizNeben der Justizvollzugsanstalt Siegburg befinden sich in Siegburg das
Die Justizvollzugsanstalt Siegburg geriet 2006 bundesweit in die Schlagzeilen, als ein brutaler Misshandlungsfall bekannt wurde, bei dem ein 20-Jähriger von drei Mithäftlingen zu Tode gefoltert wurde.[34] GesundheitswesenDas Helios-Klinikum Siegburg ist ein Akut-Krankenhaus mit 361 Planbetten die in den Fachkliniken Herzchirurgie und Kardiologie, Radiologie, Innere Medizin, Allgemein- und Viszeralchirurgie, Gefäßchirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie zur Verfügung stehen. Die Anästhesie und Intensivmedizin, die Schmerztherapie sowie die Belegabteilung für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde und ein gefäßchirurgischer Schwerpunkt komplettieren das medizinische Leistungsangebot.[35] Sport
Auf dem 1912 an der Waldstraße westlich der Aulgasse erbauten Sportplatz des SSV 04 wurde 1924 eine Radrennbahn eingerichtet, auf der in den Jahren von 1924 bis 1929 national und international besetzte Veranstaltungen stattfanden.[36] 2021 bewarb sich die Stadt zusammen mit dem Rhein-Sieg-Kreis und Lohmar als Host Town für die Gestaltung eines viertägigen Programms für eine internationale Delegation der Special Olympics World Summer Games 2023 in Berlin. 2022 wurde sie als Gastgeberin für Special Olympics Brasilien ausgewählt.[37] Damit wurde sie Teil des größten kommunalen Inklusionsprojekts in der Geschichte der Bundesrepublik mit mehr als 200 Host Towns.[37] Die brasilianische Delegation bestand aus etwa 40 Personen.[38][39] PersönlichkeitenEhrenbürger
Söhne und Töchter der Stadt
Mit der Stadt verbundene Personen
SonstigesBei der Papstwahl 1958 wurden die beiden Siegburger Ärzte Alfred Möhlenbruch und Norbert Zylka während des Konklaves im Vatikan mit eingemauert. Sie begleiteten Kardinal Tien Ken-sin, der kurz zuvor bei einem Autounfall auf der B 56 schwer verletzt wurde.[40] Literatur
WeblinksCommons: Siegburg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Siegburg – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wikivoyage: Siegburg – Reiseführer
Einzelnachweise
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