Die Stadt liegt in der historischen Region Posen, etwa sechzig Kilometer ostnordöstlich der Stadt Posen und 16 Kilometer südöstlich der Stadt Gnesen.
Geschichte
Die erste urkundliche Erwähnung der Ortschaft stammt aus dem Jahr 1363. Zwischen 1676 und 1684 wurde dem Ort das Stadtrecht verliehen. 1684 kam das Recht, Jahrmärkte abzuhalten, hinzu. Im 18. Jahrhundert siedelten sich hier Schwaben an, die sich eine evangelische Kirche erbauten.[1]
1817 wütete ein schwerer Brand in der Stadt deren Aufbau bis 1847 dauerte.
Während der (europaweiten) Hungersnot des Jahres 1847 fanden in Witkowo – ähnlich wie in Gnesen[2] – bürgerkriegsähnliche Unruhen statt, mit denen Plünderungen von Vorratsspeichern und Geschäften einhergingen. Gegen 19 Teilnehmer am Tumult in Witkowo wurden vom Oberlandesgericht in Bromberg am 20. September 1847 herbe Strafen verhängt.[3]
Nach dem Überfall auf Polen im September 1939 durch die deutsche Wehrmacht wurde Witkowo wieder in das Reichsgebiet eingegliedert. Am 21. Januar 1945 eroberte die Rote Armee die Stadt, und bald danach wurde Witkowo von der Sowjetunion der Volksrepublik Polen zur Verwaltung überlassen.
Demographie
Bevölkerungsentwicklung bis 1921
Jahr
Einwohner
Anmerkungen
1799
1221
Stadt, mit 172 Wohnhäusern, zwei Mühlen, zwei katholischen Kirchen, einer von schwäbischen Siedlern erbauten evangelischen Kirche und mit einem gesonderten Judenviertel, in dem 426 Juden leben[1]
Stadt, davon 267 Evangelische, 626 Katholiken und 653 Juden;[4] nach anderen Angaben mit 177 Feuerstellen (Haushaltungen) und 1739 Einwohnern, darunter 319 Lutheraner, 658 Katholiken und 762 Juden (eine Synagoge besteht, eine der beiden katholischen Kirchen ist weggefallen)[1]
Stadtgemeinde, am 1. Dezember, davon 193 Evangelische, 1024 Katholiken und 509 Juden[8]
1885
1583
Stadt, am 1. Dezember, davon 144 Evangelische, 1127 Katholiken und 312 Juden;[9] nach anderen Angaben 1543 Einwohner, darunter 157 Evangelische und 270 Juden[10]
1905
1685
am 1. Dezember, darunter 263 mit deutscher Muttersprache (211 Evangelische und 52 Katholiken) und 1311 mit polnischer Muttersprache (sämtlich Katholiken); außerdem 111 Juden[11][12]
1910
1793
am 1. Dezember, davon 426 mit deutscher Muttersprache (274 Evangelische, 54 Katholiken und 98 Juden) und 1357 mit polnischer Muttersprache (sämtlich Katholiken)[13][14]
Wirtschaft
Die Wirtschaft der Gemeinde Witkowo ist geprägt durch Landwirtschaft, Dienstleistung und Tourismus.
Religionen
Katholisches Kirchspiel
Kirche St. Nikolaus
Kirchplatz (2009)
Eingangsseite (2013)
Gebetshalle und Altar (2010)
Die katholische Pfarrkirche St. Nikolaus wurde im Mittelalter gegründet; 1840 wurde ein Ziegelbau geweiht.[15]
Evangelisches Kirchspiel
Witkowo hatte bis 1945 eine evangelische Pfarrkirche. Die evangelische Gemeinde Witkowo wurde 1790 gegründet.[15] 1823 wurde ein Neubau der Kirche geplant.[16] Das Bauvorhaben wurde im November 1827 öffentlich ausgeschrieben.[17]
Im Jahr 1858 umfasste die Parochie Witkowo 1500 Evangelische, die in 105 Ortschaften unter 12.000 Katholiken zerstreut lebten; der entfernteste Ort war das Dorf und Rittergut Stralkowo (früher Strzalkowo) mit 150 evangelischen Einwohnern,[18] etwa 15 Kilometer südlich von Witkowo gelegen. Stralkowo bekam später ein selbständiges
evangelisches Kirchspiel.
Witkowo, Kreisstadt, Regierungsbezirk Bromberg, Provinz Posen, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Witkowo (meyersgaz.org).
Heinrich Wuttke: Städtebuch des Landes Posen. Codex diplomaticus: Allgemeine Geschichte der Städte im Lande Posen. Geschichtliche Nachrichten von 149 einzelnen Städten. Leipzig 1864, S. 468 (Google Books).
Weblinks
Commons: Witkowo – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
↑ abcdefgHeinrich Wuttke: Städtebuch des Landes Posen. Codex diplomaticus: Allgemeine Geschichte der Städte im Lande Posen. Geschichtliche Nachrichten von 149 einzelnen Städten. Leipzig 1864, S. 468 (Google Books).
↑Hans-Heinrich Bass: Hungerkrisen in Preussen während der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Scripta Mercaturae Verlag, St. Katharinen 1991, ISBN 3-922661-90-4, S. 248.
↑Amtsblatt der Königl. Regierung zu Bromberg, No. 40, 1. Oktober 1947, S. 1075–1076 (Google Books).
↑ abcAlexander August Mützell und Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preußischen Staats. Ausgearbeitet und herausgegeben von Alexander August Mützell. Band 5: T–Z, Halle 1823, S. 408–415, Ziffer 814 (Google Books)
↑Leopold von Zedlitz-Neukirch: Die Staatskräfte der preußischen Monarchie unter Friedrich Wilhelm III. Band 2, Teil 1, Berlin 1828, S. 115, Ziffer 2) (Google Books).
↑Uebersicht des Flächenraums und der Einwohnerzahl des Preussischen Staats, und Alphabetisches Verzeichniß der Städte in demselben, mit Angabe der Civil-Einwohnerzahl am Schlusses des Jahres 1852, Decker, Berlin 1854, S. 28 (Google Books).
↑Uebersicht des Flächenraums und der Einwohnerzahl des Preussischen Staats, und Alphabetisches Verzeichniß der Städte in demselben, mit Angabe der Civil-Einwohnerzahl am Schlusses des Jahres 1855, Decker, Berlin 1857, S. 28 (Google Books).
↑ abKönigliches Statistisches Büro: Die Gemeinden und Gutsbezirke des preussischen Staates und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. Dezember 1871 bearbeitet und zusammengestellt. Teil IV: Die Provinz Posen. Berlin 1874; VIII. Kreis Gnesen, S. 214–215, Ziffer 7 (kpbc.umk.pl).
↑Königliches statistisches Bureau: Gemeindelexikon für das Königreich Preußen. Auf Grund der Materialien der Volkszählung vom 1. Dezember 1885 und anderer amtlicher Quellen. Band V: Provinz Posen, Berlin 1888. Regierungsbezirk Bromberg, 42. Kreis Witkowo, S. 272–273, Ziffer 4 (Google Books).
↑Michael Rademacher: Posen – Landkreis Witkowo. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. Abgerufen am 1. Januar 1900
↑Königlich Preußisches Statistisches Landesamt: Gemeindelexikon für die Provinz Posen. Auf Grund der Materialien der Volkszählung vom 1. Dezember 1905 und anderer amtlicher Quellen. Berlin 1908, 39. Kreis Witkowo, S. 192–193, Ziffer 3 (Google Books).
↑Lexikoneintrag zu Witkow (Witkowen), in: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage, Band 20, Leipzig/Wien 1909, S. 687 (Zeno.org).
↑Königlich Preußisches Statistisches Landesamt: Gemeindelexikon der Regierungsbezirke Allenstein, Danzig, Marienwerder, Posen, Bromberg und Oppeln. Auf Grund der Volkszählung vom 1. Dezember 1910 und anderer amtlicher Quellen. Berlin 1912, Heft V: Regierungsbezirk Bromberg, 12. Kreis Witkowo, S. 56–57, Ziffer 3 (Google Books).
↑ abJulius Kohte: Verzeichnis der Kunstdenkmäler der Provinz Posen. Band 4: Die Kunstdenkmäler des Regierungsbezirks Bromberg, Springer, Berlin 1897, S. 138–139 (Google Books).
↑Amts-Blatt der Königlichen Regierung zu Danzig, No. 1, Danzig, 1. Januar 1824, S. 2 (Google Books).
↑Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Bromberg, Nro. 48, Bromberg, 30. November 1827, S. 940 (Google Books).
↑Allgemeines Kirchenblatt für das evangelische Deutschland, No. 5–7, Stuttgart, Montag den 1. Februar 1858, S. 57, Ziffer 14. (Google Books).