Wittichenau
Wittichenau, obersorbisch , ist eine sächsische Kleinstadt im Landkreis Bautzen in der Oberlausitz. Wittichenau zählt zum amtlichen Siedlungsgebiet der Sorben, insbesondere in den Ortsteilen wird auch Sorbisch gesprochen.[2] GeographieLageWittichenau liegt etwa fünf Kilometer südlich der Stadt Hoyerswerda an der Schwarzen Elster. Durch das Stadtgebiet fließen als weitere kleine Flüsse das Schwarzwasser und das Klosterwasser, die hier in die Schwarze Elster münden. Als einer ihrer Seitenarme verläuft in der Nähe der Stadt der vom Reichsarbeitsdienst angelegte Hochwasserschutzkanal Wudra. Die Umgebung ist flach, wasserreich und teils dicht bewaldet. StadtgliederungDie Stadt besteht aus folgenden zwölf Ortsteilen:
GeschichteDie erste Erwähnung fand Wittichenau im Jahre 1248 als Witegenowe in der Stiftungsurkunde des Klosters St. Marienstern durch die Herren von Kamenz. Im Jahre 1286 wurde der Ort dann erstmals als Stadt, civitatem Witigenhaw, bezeichnet. Als Gründer des Ortes darf der in der Urkunde genannte Witego I. von Kamenz angenommen werden, auf den auch der Name Witegenowe („Aue(nsiedlung) des Wittich“) zurückgeht. Der sorbische Name Kulow leitet sich von kula „Beule, Buckel“ her, ähnlich wie der des Nachbarortes Keula (dort als Diminutivum: Kulowc).[4] Im Kontext mit der Belagerung der Sechsstadt Kamenz durch die Hussiten am 7. Oktober 1429 wurden das ungeschützte Landstädtchen und seine Herrschaft, das Zisterzienserkloster St. Marienstern, heimgesucht und ausgeplündert, weil sie das geforderte Lösegeld nicht bezahlen wollten. Bis ins 18. Jahrhundert gehörte die Stadt gemeinsam mit vielen anderen sorbischen Siedlungen zum „Niederland“ der Klosterpflege St. Marienstern. Nach den Beschlüssen des Wiener Kongresses kamen durch die Teilung des Königreiches Sachsen die Niederlausitz und Teile der Oberlausitz von Sachsen ans Königreich Preußen, und so gehörte Wittichenau mit den näher umliegenden Dörfern zwischen 1815 und 1945 zu Preußen (bis 1825 Provinz Brandenburg, anschließend Provinz Schlesien respektive Niederschlesien). EingemeindungenAm 1. Januar 1957 wurde Brischko eingemeindet. Am 1. Januar 1978 folgte Keula. Nach der Wende vergrößerte sich Wittichenau am 1. Januar 1994 um Dubring, Hoske (mit dem am 1. Juli 1950 eingegliederten Rachlau), Kotten (mit dem am 1. Juli 1950 eingegliederten Saalau), Maukendorf und Sollschwitz.[5] Am 1. Januar 1995 wurde Spohla eingemeindet.[6] Wappen
Bevölkerung und SpracheFür seine Statistik über die sorbische Bevölkerung in der Oberlausitz ermittelte Arnošt Muka in den achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts eine Bevölkerungszahl von 2500, davon eine Hälfte sorbisch- und die andere deutschsprachig.[7] Ernst Tschernik zählte 1956 in der Stadt Wittichenau (mit Neudorf-Klösterlich) noch einen sorbischsprachigen Anteil von 32,4 % der Bevölkerung.[8] Bis heute wird in Wittichenau und insbesondere seinen Ortsteilen auch Sorbisch gesprochen. Laut einer Umfrage unter 12.700 Lesern der Sächsischen Zeitung leben in Wittichenau die glücklichsten Menschen in Sachsen.[9] KonfessionsstatistikLaut der Volkszählung von 2011 waren zu diesem Zeitpunkt von 5.879 Einwohnern 3.397 römisch-katholisch (57,8 %), 467 evangelisch (7,9 %) und 2.015 gehörten einer anderen oder keiner Religionsgemeinschaft an (34,3 %).[10] PolitikStadtratswahl 2024
Wahlbeteiligung: 75,3 % (2019: 72,2 %)
% 50 40 30 20 10 0 43,2 % 31,3 % 15,1 % 10,5 % n. k. % n. k. %
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 2019
%p 6 4 2 0 −2 −4 −6 +1,3 %p −0,4 %p +4,6 %p +4,3 %p −5,2 %p −4,6 %p StadtratNach den Kommunalwahlen in Sachsen 2024 sitzen 16 Stadträte im Stadtrat von Wittichenau. Es entfielen sieben Sitze auf die CDU (2019: 7), fünf auf die Allgemeine Bürgervertretung (2019: 6), zwei auf die AfD (2019: 2) sowie zwei auf die SPD (2019: 1). Die Wählervereinigung Maukendorf sowie Alternative für Stadt und Land, welche 2019 beide keinen Sitz bekamen, traten nicht mehr an.[2]
BürgermeisterMarkus Posch wurde im Juni 2014 im zweiten Wahlgang mit 63 % der Stimmen als Nachfolger von Udo Popella zum neuen Bürgermeister gewählt.[14] Sieben Jahre später wurde er bei der Wahl ohne Gegenkandidaten in seinem Amt bestätigt.
StädtepartnerschaftenPartnerschaften bestehen mit Tanvald (Tschechien), Bad Honnef (Deutschland) und Lubomierz (Polen). Kultur und SehenswürdigkeitenSehenswürdigkeitenZu den wichtigsten Baudenkmälern gehört die Katholische Pfarrkirche St. Mariä Himmelfahrt im Stadtzentrum, die nach der Zerstörung durch die Hussiten im Jahr 1429 in den Folgejahren bis 1440 wiederaufgebaut wurde. Die dreischiffige Stufenhalle wurde 1527 nach Osten verlängert und mit einem Gewölbe vollendet. Der Hauptaltar aus Stuckmarmor wurde 1722/23 von Mathias Wenzel Jäckel (Prag, aus Wittichenau gebürtig) entworfen. Die Ausstattung der Kirche ist weitgehend barock. In Wittichenau befinden sich zudem mehrere historische Mühlen, darunter die Schowtschickmühle – bis 1560 Kubitzmühle – die letzte von drei Wassermühlen am Rande des Dubringer Moores. Die Pasternakmühle und die Mittelmühle wurden um 1900 abgetragen. Die Kober-Mühle (früher Koßlickmühle) war bis in die 1920er Jahre Papiermühle und dient heute als Getreidemühle. Die Stadtmühle wurde um 1650 erstmals erwähnt. Auf dem Marktplatz des Städtchens befinden sich sowohl eine rekonstruierte kursächsische Postmeilensäule von 1732, deren Originalschriftblock im Schlossmuseum Hoyerswerda steht, als auch die Krabatsäule, welche an den kroatischen Obristen Johann Schadowitz erinnert, auf den die sorbische Sage vom Krabat zurückgeht. An seinem Grab in der katholischen Kirche erinnert eine Gedenktafel an ihn. Heutzutage verläuft außerdem der Radwanderweg „Auf den Spuren des Krabat“ durch Wittichenau. Regelmäßige VeranstaltungenZu den kulturellen Höhepunkten gehören unter anderem das Osterreiten und die Karnevalszeit (Wittichenauer Karnevalsverein e. V.). Den Karneval in Wittichenau gibt es bereits seit dem Jahr 1706. NaturschutzBildungDie Stadt Wittichenau verfügt über die Krabat-Grundschule sowie die Oberschule „Korla Awgust Kocor“. WirtschaftDer größte Arbeitgeber in Wittichenau ist die Möbelfabrik Maja-Möbel.[15] Das Unternehmen hat 450 Mitarbeiter und soll Ende 2023 geschlossen werden.[16] Persönlichkeiten
Literatur
WeblinksCommons: Wittichenau – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Wittichenau – Quellen und Volltexte
Wiktionary: Wittichenau – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Belege
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