Deutschland (Schiff, 1963)
Die Deutschland war ein Schulschiff der Bundesmarine, das von 1963 bis 1990 in Dienst war. AufgabenDie Deutschland war, wie das Segelschulschiff Gorch Fock, zunächst dem Kommando der Schulschiffe und ab 1966 der Marineschule Mürwik in Flensburg-Mürwik unterstellt und hatte den Auftrag, die Erziehung der Offizieranwärter (OA) zum Vorgesetzten fortzusetzen und die im vorangegangenen Ausbildungsgang erworbenen theoretischen Kenntnisse im praktischen Bordbetrieb zu vertiefen. Daneben sollten die Offiziersanwärter mit den Wetterbedingungen auf hoher See und dem engen Zusammenleben an Bord vertraut gemacht werden. Bau und AblieferungDas Schiff wurde als Schulschiff mit Mehrzweckverwendung (Truppentransporter, Lazarettschiff, Minenleger) entworfen. Die gemischte Antriebsanlage, die Bewaffnung und die übrige Ausrüstung des Schiffes entsprach den damals vorhandenen Anlagen und spiegelte die Ausstattung der im Aufbau befindlichen Flotte wider. Der Entwurf hatte aus diesem Grund Ähnlichkeit mit den Schiffen der Hamburg- und Rhein-Klasse. Für 95 Mio. DM (im heutigen Wert ca. 260 Mio. Euro) wurde der Neubau im Herbst 1958 in Auftrag gegeben und am 11. September 1959 bei der Werft Nobiskrug in Rendsburg auf Kiel gelegt. Gut ein Jahr später fand am 5. November 1960 der Stapellauf im Beisein des damaligen Bundespräsidenten Heinrich Lübke statt. Seine Gattin, Wilhelmine Lübke, taufte das Schiff auf den Namen Deutschland, einen Traditionsnamen der deutschen Marinen. Auf den zunächst geplanten Namen Berlin wurde aus politischen Gründen (Einspruch der Alliierten) verzichtet. Die Indienststellung erfolgte am 25. Mai 1963 im Beisein des Verteidigungsministers Kai-Uwe von Hassel und des Inspekteurs der Marine Vizeadmiral Karl-Adolf Zenker. Die bisher eingesetzten Schultender der Klasse 139, Eider und Trave, erhielten bereits im Juli 1963 neue Aufgaben. Besatzung
Die Besatzung wurde geführt von einem Kommandanten und seinem Stellvertreter, dem Ersten Offizier und gliederte sich in der zuletzt üblichen Bordorganisation:
Zur Stammbesatzung gehörte ebenfalls Zivilpersonal: 2 Bordstewards und je 1 Bordwäscher, Bordschuhmacher, Bordschneider und Bordfriseur * Nur während der Auslandsausbildungsreisen EinsatzVor ihrer ersten Auslandsausbildungsreise führte die Deutschland drei Erprobungsfahrten durch. Die erste Fahrt unternahm das Schiff im August 1963 rund um Großbritannien. Bei der Warmwassererprobung vom 29. Januar bis 20. März 1964 wurden die Häfen Gibraltar, Monrovia, Abidjan und Santa Cruz de Tenerife angelaufen und während der Kaltwassererprobung vom 28. April bis 29. Juni 1964 der norwegische Marinestützpunkt Haakonsvern. Auslandsausbildungsreisen (AAR)Die Reisen begannen und endeten jeweils im Heimathafen Kiel.
Höhepunkte
Sonstige Reisen
VerbleibFrüher als erwartet wurde 1989 entschieden, die Deutschland im Folgejahr außer Dienst zu stellen. Das bei seinem Bau mit allen wesentlichen Anlagen, Waffen und Geräten der schwimmenden Marine ausgestattete Schiff entsprach nach 27 Jahren Dienstzeit aufgrund der zwischenzeitlichen Entwicklung bei den Booten und Schiffen der Marine nicht mehr den Anforderungen nach dem „Spiegelbild der Flotte“. Selbst mit hohem finanziellen Aufwand hätte das Schiff nicht mehr so modernisiert werden können, dass es einen der Technik entsprechenden Stand der flottennahen Ausbildung gewährleisten konnte. Hohe jährliche Betriebskosten und eine erforderliche aufwendige Grundinstandsetzung in Höhe von 40 Mio. DM (im heutigen Wert ca. 40,4 Mio. Euro) gaben den Ausschlag für die Entscheidung.[1] Die bisher auf dem Schulschiff durchgeführte Ausbildung wurde danach durch Einheiten der Zerstörerflottille übernommen. Der Name Deutschland sollte ursprünglich von der ersten Fregatte der Brandenburg-Klasse in der Bundesmarine fortgeführt werden;[2] dies wurde aber nicht verwirklicht. Anfang Oktober 1989 ging das Schiff außer Fahrbereitschaft und etwa 50 Besatzungsmitglieder bereiteten die Außerdienststellung vor. Aufgelegt im Arsenalhafen, fiel die Deutschland besonders ins Auge. Alle Überlegungen, das Schiff in Wilhelmshaven zu halten – als Standort für das zu diesem Zeitpunkt projektierte Marinemuseum[3] oder als Hotel – ließen sich nicht verwirklichen. Bei einer angemessenen Nutzung wäre die Bundesregierung bereit gewesen, das Schiff kostenlos zu überlassen, es fand sich jedoch niemand, der die Umbau- und Nutzungskosten hätte zahlen können.[4] So trat das entmilitarisierte Schiff am 27. Dezember 1993[5] auf dem Haken des russischen Hochseeschleppers Svetlomor 3 die letzte Reise zum Abwrackstrand von Alang an, wo die Deutschland 80 Tage später eintraf. Einer der Anker steht heute auf dem Dorfplatz von Sengwarden. Literatur
WeblinksCommons: Deutschland (A59) – Sammlung von Bildern
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