Das Unternehmen Hugo Mayer Orgelbau in Heusweiler, Saarland, baut in dritter Generation Orgeln. Sie ist außerdem auf die Restaurierung alter Orgeln spezialisiert.
Hugo Mayer (* 1912, † 1980)[1] kam 1952 als Werksvertreter Walckers ins damals politisch selbständige Saarland, wo er zunächst in Homburg arbeitete.[2] 1953 gründete er eine eigene Werkstatt in Brebach, die 1957 in größere Räume nach Heusweiler verlagert wurde. Mayer hatte nach dreijähriger Lehre bei Hindelang (1927–1930) und Gesellenzeit bei Link und M. Welte & Söhne ab 1938 bei Walcker in Ludwigsburg gearbeitet.[3] Nach der Rückkehr aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft konnte er 1948 seine Meisterprüfung ablegen und wurde noch im selben Jahr Betriebsleiter bei Walcker, dem damals größten Orgelbau-Unternehmen Deutschlands.
Sein Sohn Gerd Mayer (* 1. April 1941, † 3. Januar 2024) trat 1957 als Auszubildender in die Werkstatt seines Vaters ein. Nach seiner Gesellenprüfung war er unter anderem in Frankreich und Amerika tätig und legte 1966 als jüngster deutscher Orgelbauer die Meisterprüfung vor der Handwerkskammer in Stuttgart ab. 1974 übernahm er die Geschäftsführung von seinem Vater. Gerd Mayer wurde im Mai 2001 von der Handwerkskammer Stuttgart mit dem Titel Restaurator im Orgelbau ausgezeichnet.
1989 trat mit Stephan Mayer die dritte Generation an. Er begann seine Ausbildung außerhalb der väterlichen Werkstatt, in die er nach der Lehre 1992 eintrat. Stephan Mayer ist in CAD ausgebildet und brachte diese Entwurfstechnik in das Unternehmen ein. 1996 legte er seine Meisterprüfung in Stuttgart ab und leitet seitdem die Neubauabteilung. 2009 übernahm er die Leitung der Firma.
In dem Unternehmen arbeiten heute (Stand 2024) dreizehn Mitarbeiter, darunter zwei Orgelbaumeister, außerdem vier Auszubildende und drei Orgelbauhelfer.[4]
Entwicklung der Instrumente
Seit der Gründung der Firma im Jahr 1952 haben sich die Orgeln sowohl optisch als auch klanglich stetig weiterentwickelt. Die ersten Instrumente, die seinerzeit noch in Brebach gefertigt wurden, erhielten nahezu ausschließlich elektropneumatische Kegelladen und Freipfeifenprospekte aus Zink. Nur kleine Instrumente, wie etwa für die Begegnungskirche Köllerbach oder die Protestantische Kirche Breitfurt wurden bereits mit mechanischen Schleifladen ausgestattet. Ein weiteres Charakteristikum für Mayer-Orgeln der 1950er Jahre ist die Bezeichnung Dulzean anstatt Dulzian für ebenjenes Zungenregister, welches sich häufig im Schwell- oder Nebenwerk disponiert findet.
Mit dem Beginn der 1960er Jahre wurde konsequent auf Schleifladen umgestellt. Während kleinere Instrumente bereits eine mechanische Spieltraktur erhielten, wurden die größeren Instrumente nach wie vor mit vollelektrischen Trakturen ausgestattet. In den Prospekten finden sich helle Kupferpfeifen und geschlossene, meist kastenförmige Gehäuse als typisches Gestaltungsmerkmal wieder. Gegen Ende des Jahrzehntes wurde schließlich mit dem Bau der neuen Orgel für St. Michael in Homburg (1968) erstmals auch ein größeres dreimanualiges Instrument mit einer mechanischen Spieltraktur versehen.
In den 1970er Jahren bildeten sich einige typische und immer wiederkehrende Prospektformen heraus. Auf Kupferpfeifen wurde nun gänzlich verzichtet. Viele Prospekte zeigten in ihrem Werkaufbau mittig das Hauptwerk, darunter ein oft schwellbares Positiv flankiert von zwei Pedaltürmen. Es gab aber auch durchaus einige asymmetrische Prospekte (z. B. Namedy, Braubach oder Vallendar). Die Dispositionen waren entsprechend dem Stilempfinden jener Zeit recht steil und farbig.
Typisch für die 1980er Jahre waren Prospekte mit leicht spitz hervortretenden Pfeifentürmen. Außerdem fanden wieder Kupferpfeifen als Gestaltungsmerkmal Verwendung, allerdings nicht wie in den 60er Jahren aus hellem, sondern aus geflammtem Kupfer (z. B. Heusweiler, Saarbrücken St. Paulus). Die Schleierbretter zeigen einige charakteristische Muster, die sich an vielen Mayer-Orgeln aus dieser Zeit wiederfinden. Des Weiteren wurden Mitte der 1980er nicht selten Koppelmanuale gebaut. Mit dem Eintritt des Intonateurs Patrick Akroud im Jahr 1984 wurden auch intonatorisch neue Wege beschritten. Es entstanden repräsentative Instrumente in Lisdorf, Lebach und Wiesbaden (St. Bonifatius).
Diese Entwicklung wurde über die 90er und frühen 2000er Jahre fortgeführt, wobei einige symphonische Instrumente wie etwa in Schmelz-Außen oder in der neuen Chororgel der Basilika St. Johann Saarbrücken entstanden.
Mit dem Bau der neuen Orgel für die Evangelische Kirche Riegelsberg im Jahr 2002 wurden die Prospektgestaltungen moderner und farbliche Applikationen erhielten Einzug. So ist die große Konzertorgel der National Academy of Music in Astana in einem leuchtenden Rot gebeizt.
Mit den Instrumenten in Obersalbach (2008) und im Langwiedstift Saarbrücken (2015) wurden auch unkonventionelle Dispositionskonzepte auf der Basis des Multiplexprinzips realisiert.
Darüber hinaus ist im Vergleich zu anderen Orgelbaufirmen ungewöhnlich, dass die Firma Mayer seit ihrer Gründung bis heute durchgehend einzelne Instrumente mit vollelektrischen Trakturen gebaut hat (siehe Werkliste).[5]
Im Auftrag der Firma Walcker; Spieltisch der Klais-Orgel aus der Christkönig-Kirche (Saarbrücken) wiederverwendet. Gilt als einer der ersten Orgelneubauten der Firma Mayer.
Die Orgel wurde unter Verwendung der Sebald-Orgel von 1937 um- bzw. neu gebaut. Sie wurde bereits 1963 vor dem Abriss des Kirchenschiffs demontiert. Was mit der alten Mayer-Orgel passiert ist, die eine nur sehr kurze Lebensdauer hatte, ist bisher noch ungeklärt. 1980 neue Mayer-Orgel (siehe dort)
1943 wurde durch die Firma Sebald (Trier) die 1923 erbaute Klais-Orgel der St. Maximin-Kirche Trier in Heiligenwald aufgebaut. 1956 baute Hugo Mayer (Brebach) unter Verwendung der Klais-Orgel die heutige Orgel. Diese wurde 1980 um ein Register erweitert und 1991 neu intoniert.
1958 wurde die Orgel als Teilausbau mit einem Manual und 9 Registern gebaut. 1964 folgte der neue dreimanualige Spieltisch sowie 1970 die Erweiterung um ein zweites Manualwerk auf 19 Register. 1977 wurde die Orgel auf 36 Register und drei Manuale ausgebaut.
Erster Bauabschnitt einer neuen großen Orgel, von der lediglich das Rückpositiv gebaut wurde und die nie vollendet wurde. 1966 durch einen Neubau von Mayer ersetzt.[9]
1999 durch einen Neubau im Stil Cavaillé-Colls von Manufacture d’Orgues Bauer (Sarralbe) ersetzt. Umgesetzt in die Kapelle des Lycée Sacre-Coeur in Reims.
Um- bzw. Neubau der Stahlhuth-Orgel im alten Gehäuse. Am Spieltisch findet sich ein drittes Manual und 6 Registerzüge für ein geplantes, jedoch nicht besetztes Positiv. →Orgel
Die Orgel besitzt einen dreimanualigen Spieltisch, wobei das III. Manual völlig ohne Funktion ist. Es wurde bereits vorbereitet, da ursprünglich eine dreimanualige Orgel geplant war, die Disposition dann aber doch auf zwei Manuale reduziert wurde.
Die Orgel wurde ursprünglich als private Hausorgel für den Saarbrücker Orgelprofessor Paul Schneider erbaut und nach dessen Tod im Jahr 2002 nach Farschweiler verkauft und dort durch die Firma Mayer in der Pfarrkirche Mariä Heimsuchung aufgestellt.
Die Kirche wurde 2013 profaniert und die Mayer-Orgel 2015 nach Passarella (Venetien, Italien) verkauft und dort unverändert in der Pfarrkirche „Prezentazione della Beata Vergine Maria“ ebenerdig aufgestellt.
Die Orgel war ursprünglich für die Evangelische Auferstehungskirche Gevelsberg erbaut worden und kam 2011 nach deren Profanierung in das Haus Maria Frieden.
Die Orgel war ursprünglich 1971 als Hausorgel nach Spay geliefert worden. Seit 1996 befindet sie sich in der Alten Kirche St. Leodegar in Schönecken. Optisch wurde das Gehäuse leicht verändert und durch Zierelemente ergänzt. 2018 wurde die Orgel generalsaniert und die Pedaltürme erhöht, um die Optik der Orgel weiter zu verbessern.
Die Orgel wurde 2018 nach Polen an die Pfarrei Podwyższenia Krzyża Świętego Sandomierz (świętokrzyskie) verkauft und durch ein digitales Instrument ersetzt.
Das Instrument wurde 1972 unter Verwendung von Teilen der Vorgängerorgel (Dalstein & Haerpfer 1898, 1926 gebraucht erworben von der ref. Gemeinde Metz). 1992 Erweiterung um 5 Register auf II/28 durch die Firma Mayer.
Unter Verwendung einiger Pfeifen der Vorgängerorgel von Julius Reimsbach (1936). 2004 Überarbeitung des Prospektes durch die Firma Mayer, 2017 Einbau einer Setzeranlage, eines Glockenspiels, sowie einer Lichtanlage mit LED-Technik.
Die Orgel war ursprünglich für St. Paulus in Trier erbaut worden. Die Kirche wurde 2017 profaniert und die Orgel 2018 nach St. HubertusAach (bei Trier) verkauft.
Der Prospekt sieht der ein Jahr später erbauten Orgel in Eich bei Andernach zum Verwechseln ähnlich und unterscheidet sich tatsächlich nur geringfügig in der Form und Farbe der Schleierbretter, sowie dem Verlauf der Pfeifen in den Flachfeldern.
Der Prospekt sieht der ein Jahr zuvor erbauten Orgel in Theley zum Verwechseln ähnlich und unterscheidet sich tatsächlich nur geringfügig in der Form und Farbe der Schleierbretter, sowie dem Verlauf der Pfeifen in den Flachfeldern.
Nachdem die Kirche 2008 profaniert worden war, wurde die Mayer-Orgel 2017/18 durch die Firma Offner nach Heilbronn-Böckingen transferiert, optisch und klanglich umgestaltet und in der Neuapostolischen Kirche Böckingen aufgestellt (Heute II/13).
Im stark veränderten historischen Gehäuse von Verschneider (um 1860), unter Wiederverwendung von 10 Registern der Vorgängerorgeln von Verschneider (um 1860) und Dalstein-Hærpfer (um 1887)[14]
Die Orgel wurde unter Verwendung von Pfeifen und Gehäuse der Vorgängerorgel erbaut. Obwohl die Windladen neu angefertigt wurden, behielt man den etwas kleineren Tonumfang (C-f3 in den Manualen bzw. C-d1 im Pedal) bei.
Ob es sich bei dem Instrument um eine Interims- oder Chororgel handelt, oder ob sie für einen Nebenraum der Kirche gebaut wurde, ist nicht bekannt. 1989 liefert Mayer eine Hauptorgel für die Kirche.
Zahlreiche Register der Vorgängerorgel (Klais 1926 II/18) und das historische Gehäuse der Vorvorgängerorgel (Stumm 1749) wurden wiederverwendet. Die Orgel besitzt ein Koppelmanual.
Erweiterung der bestehenden Klais-Orgel von 1975 um die Marienorgel (III Récit expressif), um die Ludwigsorgel (V Chamaden) sowie um zwei 32'-Register. →Orgel
Die vorhandene Chororgel von Siegfried Sauer (1995) wurde an das III. Manual der Orgel angeschlossen, sodass die Orgelanlage im Gesamten 33 Register besitzt. Zudem existiert im Chorraum ein weiterer dreimanualiger Spieltisch für die Orgelanlage.
Technischer Neubau unter Verwendung sämtlicher Pfeifen und der Windladen aus der ehemaligen Zimnol-Orgel der Christkönig-Kirche Kaiserslautern. Opusnummer 414
↑Quelle für den Abschnitt "Entwicklung der Instrumente" ist die Werkliste, sowie die Dispositionen der jeweiligen Orgeln.
↑Nach Bernhard H. Bonkhoff wurde die Orgel 1955 erbaut. (Siehe: Bernhard H. Bonkhoff: Die Orgeln des Saar-Pfalz-Kreises. In: Mitteilungen der Arbeitsgemeinschaft für mittelrheinische Musikgeschichte. Nr. 40. 1980. S. 577.)