Die älteste erhaltene Erwähnung von Goddelau stammt aus einer Urkunde, die in das Jahr 834 datiert: Graf Gundram schenkte seinen Besitz „in Terminis Gotalohono“ der Abtei Fulda.[3] In historischen Unterlagen findet sich der Ortsname in den folgenden Jahrhunderten unter anderem in den Schreibweisen: Godelohen (1128), Godela (1314), Godelauwe (1426) und Godelauw (1615).[1]
Als Grundherren werden zunächst die Herren von Wolfskehlen erwähnt, bevor ab 1356 die Grafen von Katzenelnbogen das Dorf allmählich in Besitz nahmen. 1457 heiratete Anna von Katzenelnbogen, Erbtochter Philipps des Älteren, LandgrafHeinrich III. von Hessen. Mit dem Tod Philipps 1479 fiel die Grafschaft Katzenelnbogen so an die Landgrafschaft Hessen.
Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen berichtet 1829 über Goddelau:
„Goddlau (L. Bez. Dornberg) luth. Pfarrdorf; liegt 2 St. von Dornberg, und hat 76 Häuser und 552 Einw., die bis auf 1 Kath. und 32 Juden lutherisch sind. In der Gemarkung sind Torfgräbereien. − Das Dorf hieß früher Gotalohano auch Godelaha. Das Kloster Lorsch besaß hier Gefälle und die Herrn von Bickenbach hatten bedeutende Güter hier. Eine adelige Familie von Godela hatte hier ihren Sitz. Johann von Wolfskehlen erhält dieses Dorf, 1401, von Graf Eberhard von Katzenellenbogen zu Lehen. Die Güter und Gefälle, welche die Herrn von Wolfskehlen hier hatten, zog Landgraf Wilhelm II. in der bairischen Fehde ein. Der Ort hatte eine eigene Kapelle mit einem Altar und einem besondern Kapellan, den der Pfarrer zu Hofheim bestellte; nachdem aber Hofheim in ein Hospital verwandelt worden war, erhielt Goddlau einen besondern Pfarrer und Erfelden zum Filial.“[5]
Verwaltung und Gerichte
Amts-System vor 1821
In der frühen Neuzeit waren auf unterster Ebene die Funktionen von Verwaltung und Rechtsprechung im „Amt“ vereinigt, so auch im Amt Dornberg, das bis 1821 bestand.
1806 wurde die Landgrafschaft Hessen-Darmstadt von Napoleon zum Großherzogtum Hessen erhoben. Hier lag Goddelau in der Provinz Starkenburg. Im Zuge der Verwaltungsreform von 1821 wurden die alten Ämter aufgelöst, für die Verwaltungsaufgaben auf der unteren Ebene wurden Landratsbezirke und für die erstinstanzliche Rechtsprechung Landgerichte eingerichtet.[6]
Verwaltung nach 1821
Für die übergeordnete Verwaltung in Goddelau war nun der Landratsbezirk Dornberg zuständig. 1832 wurden die Verwaltungseinheiten im Großherzogtum weiter vergrößert und Kreise geschaffen. Dabei gelangte Goddelau in den Kreis Groß-Gerau. Die Provinzen, die Kreise und die Landratsbezirke des Großherzogtums wurden am 31. Juli 1848 abgeschafft und durch Regierungsbezirke ersetzt, was jedoch bereits am 12. Mai 1852 wieder rückgängig gemacht wurde. Dadurch gehörte Goddelau zwischen 1848 und 1852 zum Regierungsbezirk Darmstadt, bevor wieder der Kreis Groß-Gerau für die übergeordnete Verwaltung zuständig war. Dort verblieb der Ort durch alle weiteren Verwaltungsreformen bis heute.[1]
1927 wurde das Philippshospital nach Goddelau eingegliedert.
In der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt wurde mit Ausführungsverordnung vom 9. Dezember 1803 das Gerichtswesen der beiden oberen Instanzen neu organisiert. Die Ämter blieben die erste Instanz der Rechtsprechung in Zivilsachen. Für das Fürstentum Starkenburg wurde das „Hofgericht Darmstadt“ als Gericht der zweiten Instanz für Zivilsachen eingerichtet. Zuständig war es erstinstanzlich auch für standesherrliche Familienrechtssachen und Strafsachen. Ihm übergeordnet war das Oberappellationsgericht Darmstadt.
Mit der Verwaltungsreform von 1821 wurden im Großherzogtum Hessen auch auf unterster Ebene Gerichte geschaffen, die von der Verwaltung unabhängig waren.[6] Für Goddelau war nun das Landgericht Großgerau örtlich zuständig.[1] Es wurde mit der Reichsjustizreform und Wirkung vom 1. Oktober 1879 vom Amtsgericht Groß-Gerau abgelöst.
Verwaltungsgeschichte im Überblick
Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 1] denen Goddelau angehört(e):[1][9][10]
ab 1973: Bundesrepublik Deutschland, Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Groß-Gerau, Goddelau-Wolfskehlen
ab 1977: Bundesrepublik Deutschland, Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Groß-Gerau, Riedstadt
Bevölkerung
Einwohnerstruktur 2011
Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Goddelau 5835 Einwohner. Darunter waren 681 (11,7 %) Ausländer.
Nach dem Lebensalter waren 1095 Einwohner unter 18 Jahren, 2532 zwischen 18 und 49, 1206 zwischen 50 und 64 und 1002 Einwohner waren älter.[13] Die Einwohner lebten in 2397 Haushalten. Davon waren 771 Singlehaushalte, 669 Paare ohne Kinder und 714 Paare mit Kindern, sowie 195 Alleinerziehende und 48 Wohngemeinschaften. In 450 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 1743 Haushaltungen lebten keine Senioren.[13]
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: LAGIS[1]; nach 1970 (mit Philippshospital): Stadt Riedstadt: (webarchiv)[17][18]; Zensus 2011[13]
Religion
Christliche Kirchen
Die römisch-katholische Pfarrgemeinde St. Bonifatius, mit der gleichnamigen Kirche, kann auf eine über 1200 Jahre alte Geschichte verweisen. Im Jahr 802 wurde erstmals eine Kirche auf dem Gemeindegebiet erwähnt.[19]
2004 wurde die Aziz-Moschee[21] der Ahmadiyya Muslim Jamaat mit einem Minarett im Goddelauer Gewerbegebiet Südwest (Römerstraße) eröffnet. Am 17. Dezember 2012 wurde auf dem Nachbargrundstück der Neubau der Jamia (Institut für islamische Theologie und Sprachen) eingeweiht. Die ebenfalls zur Ahmadiyya gehörende Einrichtung bietet 120 Plätze für die Ausbildung zum Imam.[22][23]
Wappen und Flagge
Wappen
Blasonierung: „In Gold ein schwebendes rotes Patriarchenkreuz auf breitem roten Sockel.“[24]
Das Wappen wurde der Gemeinde Goddelau im Kreis Groß-Gerau 1925 genehmigt.
In seiner heutigen Form wurde es durch den Heraldiker Georg Massoth gestaltet.
Es geht auf alte Gerichtssiegel der Gemeinde zurück. Wahrscheinlich war es auch Gemarkungszeichen. Die Farben gehen auf die Grafen von Katzenelnbogen zurück.[25]
Flagge
Die Flagge wurde der Gemeinde am 13. Oktober 1959 durch den Hessischen Innenminister genehmigt und wird wie folgt beschrieben:
„In einem von Rot und Weiß geteiltem Flaggenfeld das Wappen der Gemeinde Goddelau.“[26]
Kultur
Büchnerhaus
Das Büchnerhaus ist ein 1665 erbautes Fachwerkhaus, in dem Georg Büchner am 17. Oktober 1813 geboren wurde. Das darin untergebrachte Museum erinnert an das Leben und Wirken des Dichters.[27]
In Goddelau findet seit mehr als 400 Jahren die „Goller Kerb“ statt. Bei dieser Veranstaltung wird an die Erbauung der evangelischen Kirche im Ortskern erinnert. Die Feierlichkeiten locken jedes Jahr im Oktober Besucher aus ganz Hessen an.
2016 nahm Goddelau an der alle 2 Jahre stattfindenden Aktion „Der Kreis rollt“ teil. Viele Vereine und Institutionen beteiligten sich mit Ständen und Ausstellungen.[29][30]
↑Arthur Benno Schmidt: Die geschichtlichen Grundlagen des bürgerlichen Rechts im Großherzogtum Hessen. Curt von Münchow, Giessen 1893, S. 108f. und beiliegende Karte.
↑ ab
Die Eintheilung des Landes in Landraths- und Landgerichtsbezirke betreffend vom 14. Juli 1821. In: Großherzoglich Hessisches Ministerium des Inneren und der Justiz. (Hrsg.): Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt. 1821 Nr.33, S.403ff. (Online bei der Bayerischen Staatsbibliothek).
↑Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. Abgerufen am 1. Januar 1900
↑Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band1. Großherzoglicher Staatsverlag, Darmstadt 1862, OCLC894925483, S.43ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
↑
Gesetz über die Aufhebung der Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Rheinhessen vom 1. April 1937. In: Der Reichsstatthalter in Hessen Sprengler (Hrsg.): Hessisches Regierungsblatt. 1937 Nr.8, S.121ff. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 11,2MB]).
↑Genehmigung einer Flagge der Gemeinde Goddelau im Landkreis Groß-Gerau, Regierungsbezirk Darmstadt vom 13. Oktober 1959. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1959 Nr.43, S.1169, Punkt 1010 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 3,4MB]).
↑Büchnerhaus. In: Portal für Groß-Gerau und Rhein-Main. Private Website, abgerufen am 24. Februar 2018.