Riedstadt besteht aus dem zentral gelegenen Stadtteil Goddelau sowie den Stadtteilen Crumstadt im Süden, Erfelden im Westen, Leeheim im Nordwesten und Wolfskehlen im Norden. Ortsbezirke wurden nicht gebildet. Zwischen Goddelau und Crumstadt und von der Bebauung der beiden Stadtteile räumlich getrennt liegt der weitläufige Campus der psychiatrischen KlinikPhilippshospital (Vitos Riedstadt), die als eines der ersten Krankenhäuser dieser Art schon 1535 gegründet wurde.
Am 17. Januar 2007 verlieh das Hessische Ministerium des Innern an Riedstadt als der letzten Gemeinde Hessens mit über 20.000 Einwohnern die Stadtrechte.[7]
Bevölkerung
Einwohnerstruktur 2011
Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Riedstadt 21.557 Einwohner. Darunter waren 1674 (7,8 %) Ausländer, von denen 754 aus dem EU-Ausland, 532 aus anderen Europäischen Ländern und 387 aus anderen Staaten kamen.[8] Von den deutschen Einwohnern hatten 10,7 % einen Migrationshintergrund.[9] (Bis zum Jahr 2020 erhöhte sich die Ausländerquote auf 14,5 %.)[10] Nach dem Lebensalter waren 3993 Einwohner unter 18 Jahren, 9429 zwischen 18 und 49, 4647 zwischen 50 und 64 und 3489 Einwohner waren älter.[11] Die Einwohner lebten in 8948 Haushalten. Davon waren 2541 Singlehaushalte, 2799 Paare ohne Kinder und 2778 Paare mit Kindern, sowie 669 Alleinerziehende und 174 Wohngemeinschaften. In 1572 Haushalten lebten ausschließlich Senioren/-innen und in 6552 Haushaltungen lebten keine Senioren/-innen.[11]
Einwohnerentwicklung
Riedstadt: Einwohnerzahlen von 1973 bis 2020
Jahr
Einwohner
1973
16.363
1975
16.151
1980
17.700
1985
17.777
1990
17.466
1995
19.334
2000
20.576
2005
21.389
2010
21.478
2011
21.557
2015
22.998
2020
24.004
Quellen: Hessisches Statistisches Informationssystem[10]; Zensus 2011[8]
Nach der hessischen Kommunalverfassung wird der Bürgermeister für eine sechsjährige Amtszeit gewählt, seit dem Jahr 1993 in einer Direktwahl, und ist Vorsitzender des Magistrats, dem in der Stadt Riedstadt neben dem Bürgermeister ehrenamtlich ein Erster Stadtrat und acht weitere Stadträte angehören.[19] Bürgermeister ist seit dem 4. April 2017 Marcus Kretschmann (CDU).[20] Er setzte sich am 27. November 2016 in einer Stichwahl gegen Amtsinhaber Werner Amend, der sich um eine zweite Amtszeit beworben hatte,[21] bei 43,8 Prozent Wahlbeteiligung mit 62,3 Prozent der Stimmen durch.[22]
1993–2010 Gerald Kummer (SPD) (Amtsantritt im Jahr 1993, Weggang am 6. Oktober 2010 als hauptamtlicher Kreisbeigeordneter zum Kreis Groß-Gerau; Erste Stadträtin Erika Zettel leitete die Stadtverwaltung danach kommissarisch.)[24]
Wappen und Flagge
Wappen
Blasonierung: „In geteiltem Schild oben in Blau ein wachsender, rot bewehrter und rot bekrönter silberner Löwe, unten in Silber fünf blaue Rauten.“[25]
Das Wappen wurde vom Heraldiker Heinz Ritt gestaltet und am 20. März 1979 durch das Hessische Innenministerium genehmigt.
Flagge
Die Flagge wurde am 14. Januar 1980 durch das Hessische Innenministerium genehmigt.
Flaggenbeschreibung: „Auf blau-weißer Flaggenbahn in der oberen Hälfte aufgelegt das Gemeindewappen.“[26]
Städtepartnerschaften
Die Stadt Riedstadt pflegt folgende Städtepartnerschaften:
Das Geburtshaus von Georg Büchner wurde in ein Kulturzentrum mit Literaturmuseum umgewandelt und steht seit 1977 unter Denkmalschutz. Auch die hier geleistete Arbeit führte dazu, dass Riedstadt im Jahr 2019 vom Hessischen Innenministerium das Recht zugesprochen bekam, den Namenszusatz „Büchnerstadt“ zu tragen.[3]
Museum Crumstadt
Das Museum wurde 1993, nach einer Renovierung, mit einer Bilderausstellung zum 400-jährigen Kirchenjubiläum eröffnet. In der ca. 800 Stücke umfassenden Sammlung werden die dörfliche Geschichte, Funde der Frühgeschichte und der Jungsteinzeit bis heute dokumentiert. Das Museum ist in zwei ehemaligen Klassenzimmern untergebracht. Ein Raum beherbergt eine Dauerausstellung. Der zweite bleibt offen für Sonderausstellungen, Vorträge und Gespräche.[27]
Psychiatrie-Museum Philippshospital
Das 1975 eröffnete Psychiatrie-Museum Philippshospital informiert über die 500-jährige wechselvolle Geschichte des 1535 gegründeten Philippshospitals und heutigen Fachkrankenhauses für Psychiatrie und Psychotherapie der gemeinnützigen Gesellschaft Vitos Riedstadt.[28]
Philipp-Schäfer II-Museum Erfelden
Das bereits 1953 gegründete und nach seinem Gründer und Altbürgermeister benannte Museum, ist im historischen Rathaus von 1530 untergebracht. Als Kernstück beherbergt das Museum, das nahezu vollständig erhaltene Gemeindearchiv Erfeldens, vom 17. Jahrhundert bis zur Gemeindereform im Jahre 1977.
Im Schwedenzimmer wird der Rheinübergang der schwedischen Truppen im Dreißigjährigen Krieg im Jahr 1631 thematisiert, zu dessen Vorbereitungen der schwedische König Gustav II. Adolf in Erfelden übernachtete.
In alten Aufzeichnungen und Rheinkarten wird das Wirken des Großherzoglichen Wasserbaudirektors Claus Kröncke dokumentiert. Claus Kröncke realisierte im Rahmen der Rheinregulierung den, für die Region sehr bedeutsamen, Rheindurchstich „Am Geyer“ (1828/29). In die gleiche Zeit fällt der Kirchenneubau von 1834 durch die bürgerliche Gemeinde, nach klassizistischen Plänen Georg Mollers unter Georg Lerch.[29]
Bauwerke
Im Zentrum von Goddelau liegt die Evangelische Kirche aus dem 17. Jahrhundert. Vor der Kirche steht eine historische Luther-Eiche. Weitere Kirche befinden sich in den verschiedenen Stadtteilen. Goddelau ist durch historische Fachwerkhäuser geprägt.
Theater BüchnerBühne
Seit 2011 bringt die BüchnerBühne ein professionelles Theaterprogramm im alten Feuerwehrhaus in Leeheim auf die Bühne. Es wird ein vielseitiges Programm um Georg Büchner und darüber hinaus geboten. Die BüchnerBühne wurde in den ersten Jahren von einem Förderverein getragen. 2021 fusionierte dieser mit dem Förderverein Büchnerhaus zum neuen Verein BüchnerFindetStatt, der seitdem an die Aktivitäten von BüchnerBühne und BüchnerHaus unterstützt.
Wirtschaft und Infrastruktur
Flächennutzung
Das Gemeindegebiet umfasst eine Gesamtfläche von 7373 Hektar, davon entfallen in ha auf:[10]
Nutzungsart
2011
2015
Gebäude- und Freifläche
551
561
davon
Wohnen
322
322
Gewerbe
38
41
Betriebsfläche
69
70
davon
Abbauland
51
51
Erholungsfläche
111
112
davon
Grünanlage
18
18
Verkehrsfläche
393
399
Landwirtschaftsfläche
4769
4748
davon
Moor
0
0
Heide
0
0
Waldfläche
780
782
Wasserfläche
565
564
Sonstige Nutzung
138
137
Verkehr
Die Stadt besitzt mit dem Bahnhof Riedstadt-Goddelau einen Bahnhof am Streckenkilometer 45,7 der hier 1869 eröffneten, damals von Darmstadt nach Worms verlaufenden Riedbahn. Der Streckenast nach Frankfurt wurde später ergänzt. Am Bahnhof der Preisklasse 4 halten Regionalexpress-Züge, Regional- und S-Bahnen. Daneben liegt in der Stadt mit dem Haltepunkt Riedstadt-Wolfskehlen (ehemals: Leeheim-Wolfskehlen) eine zweite Station. Am Streckenabschnitt Goddelau-Erfelden–Darmstadt lag noch der Haltepunkt Wolfskehlen, der 1970 mit der Einstellung des Personenverkehrs aufgelassen wurde.
Wirtschaftsstruktur
Die ehemaligen Gemeinden von Riedstadt waren in hohem Maße landwirtschaftlich geprägt und entwickelten sich nach dem Zweiten Weltkrieg zu Wohngemeinden. Der größte Arbeitgeber ist das Philippshospital mit ca. 950 Mitarbeitern. Außerdem gibt es Betriebe der Bauwirtschaft (Großhandel, Kfz-Handel und verbundene Branchen, Entsorgungs- und Wertstoff-Betriebe), sowie unternehmensorientierten Dienstleistungen um EDV und Druck sowie verschiedener Dienstleistungen um Maschinen.[30]
Persönlichkeiten
Georg Büchner (1813–1837), Schriftsteller, Naturwissenschaftler und Revolutionär
Wilhelm Seipel (1898–1968), Gauarbeitsamtspräsident und hessischer Politiker (FDP)
Willi Blodt (1929–2022), ehemaliger Landtagsabgeordneter und 22 Jahre Landrat des Kreises Groß-Gerau (SPD)
Ruth Wagner (* 1940), ehemalige hessische Staatsministerin (FDP)
Wolfgang Holzhäuser (* 1950), ehemaliger Sprecher der Geschäftsführung der Bayer 04 Leverkusen Fußball GmbH
Walter Wolf (* 1953), Journalist, Buchautor und Verleger
↑Karl-Heinz Gerstemeier, Karl Reinhard Hinkel: Hessen. Gemeinden und Landkreise nach der Gebietsreform. Eine Dokumentation. Hrsg.: Hessischer Minister des Inneren. Bernecker, Melsungen 1977, OCLC180532844, S.257.
↑Verleihung des Rechts zur Führung der Bezeichnung „Stadt“ an die Gemeinde Riedstadt, Landkreis Groß-Gerau vom 17. Februar 2007. In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 2007 Nr.5, S.222, Punkt 118 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 2,2MB]).
↑Genehmigung eines Wappens der Gemeinde Riedstadt, Landkreis Groß-Gerau vom 20. März 1979. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1979 Nr.15, S.723, Punkt 391 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 11,6MB]).
↑Genehmigung einer Flagge der Gemeinde Riedstadt, LandkreisGroß-Gerau vom 14. Januar 1980. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1980 Nr.5, S.212, Punkt 134 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 7,4MB]).
↑Stadt Riedstadt: Museen: Stadt Riedstadt. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 23. Juni 2017; abgerufen am 15. Juni 2017.
↑Eckart Roloff und Karin Henke-Wendt: Vom großmütigen Landgrafen Philipp bis zur Nazi-Barbarei. (Psychiatrie-Museum Philippshospital, Riedstadt) In: Besuchen Sie Ihren Arzt oder Apotheker. Eine Tour durch Deutschlands Museen für Medizin und Pharmazie. Band 2, Süddeutschland. Verlag S. Hirzel, Stuttgart 2015, S. 206–208, ISBN 978-3-7776-2511-9