Ludovico Einaudi stammt aus einer einflussreichen italienischen Familie. Sein Großvater Luigi Einaudi (1874–1961) war von 1948 bis 1955 Staatspräsident von Italien, sein anderer Großvater war Komponist und Dirigent. Sein Vater, der Turiner Verleger Giulio Einaudi, gründete 1933 ein angesehenes Verlagshaus, das zu den wichtigen Institutionen des literarischen Lebens im Lande gehört.
Biografie
Einaudi wuchs in einem musischen Elternhaus zwischen Politikern und Künstlern, Medienschaffenden und Autoren auf; die Mutter brachte ihm bereits früh das Klavierspielen bei.
Ausgebildet wurde Einaudi auf dem Giuseppe-Verdi-Konservatorium in Mailand, wo er unter anderem bei dem Avantgarde-Komponisten Luciano Berio studierte, dessen Assistent er zeitweilig war.[1] 1982 erhielt er ein Stipendium für das Tanglewood Music Center in Lenox, Massachusetts. Aus erster Ehe mit Anna De Carlo hat er zwei Kinder,[2][3][4] darunter die Sängerin und Liedtexterin Jessica Einaudi.[5] Einaudis Partnerin Paola Dallolio brachte 2010 eine Tochter zur Welt.[6]
Er lebt überwiegend auf dem großelterlichen Weingut im Piemont.
Musik
Einaudi wird dem Genre der Neoklassik zugeordnet. Nach zahlreichen Kompositionen (Kammermusik und orchestrale Werke), die sich zunächst am Serialismus orientierten, begann Einaudi, sich für Liedstrukturen von Popkünstlern wie PJ Harvey, Radiohead, Björk und Coldplay zu interessieren. Erste Erfolge feierte er als Filmkomponist. Nachdem er 1988 für Andrea De CarlosTreno di panna (dt.: Sahnezug) erfolgreich einen Soundtrack geschrieben hatte, folgten ähnliche Projekte. Mitte der 1990er Jahre begann er mit Solo-Klavierprogrammen, wobei er sich stilistisch an Ryūichi Sakamoto, Philip Glass, Didier Squiban oder auch Erik Satie orientierte.
Dem Mainstreampublikum wurde Einaudi 1996 mit seinem ersten Soloalbum Le Onde bekannt.[1][7] Er gehört zu den bekanntesten Pianisten und Komponisten Italiens und ist einer der kommerziell erfolgreichsten klassischen Komponisten überhaupt.[1]
Seine Musikrichtung beschreibt er folgendermaßen:
“In general I don’t like definitions, but ‘Minimalist’ is a term that means elegance and openness, so I would prefer to be called a Minimalist than something else.”
„Im Allgemeinen mag ich keine Definitionen, aber ‚Minimalist‘ ist ein Ausdruck, der Eleganz und Offenheit bezeichnet, sodass ich lieber Minimalist genannt werden möchte als etwas anderes.“[8]
Entgegen seiner eigenen Klassifizierung wird er heute überwiegend als wichtiger Vertreter der Neoklassik wahrgenommen.[9]
2022: Opus Klassik in der Kategorie Neue Klassik für das Solo-Klavieralbum Underwater.[12]
Soziales Engagement
2016 spielte Ludovico Einaudi in Zusammenarbeit mit Greenpeace auf einer künstlichen Eisscholle vor dem Wahlenbergbreen-Gletscher auf Spitzbergen sein Stück Elegy for the Arctic, um auf die Gefährdung des arktischen Ökosystems durch den Klimawandel und geplante Ölbohrungen aufmerksam zu machen.[13] Seitdem begleiten auch Aktivisten von Greenpeace seine in Deutschland stattfindenden Konzerte, um die Besucher über die Bedrohung der Arktis zu informieren und für deren Schutz zu sensibilisieren.[14] Seit 2018 setzt sich Einaudi außerdem als Antarktisbotschafter von Greenpeace für den Schutz der Antarktis ein.
Am 31. März 2020 gab Einaudi unter den Hashtags #stayathome und #togetherathome ein knapp zehnminütiges Onlinekonzert aus der Corona-Quarantäne, um eine Botschaft der Hoffnung während der Pandemie zu senden.[15]
Kompositionen
Orchesterwerke
1981: Per vie d’acqua für Orchester – Uraufführung unter Leitung von Luciano Berio in Rovereto, November 1981
1982: Rondo für Mezzosopran und Orchester – Uraufführung unter Leitung von Luciano Berio im Foro Italico, Rom, Februar 1983
1984: Altissimo für Kammerorchester
1985: Crossing für Big-Band
1986: Movimento für Orchester
1988: Contatti für Jazz-Band
1995: Chatrang Ouvertüre für Band und Orchester
1995: Suite aus dem Ballett Salgari für Kammerorchester – Uraufführung im Lincoln Center, New York, September 1995
1997: Selim für Trompete und Orchester, Miles Davis gewidmet
Maximilian Leonhardt: Ludovico Einaudi und Max Richter: Erlaubt ist, was sich streamt. In: Das verdächtig Populäre in der Musik: Warum wir mögen, wofür wir uns schämen. Springer Fachmedien, Wiesbaden 2021, ISBN 978-3-658-32690-6, S. 291–310.