Die May-Hegglin-Anomalie (MHA) ist eine sehr seltene autosomal-dominanteErbkrankheit, bei der die Blutplättchen verändert sind. Sie wird durch eine Mutation des MYH9-Gens verursacht. Die May-Heggelin-Anomalie gehört zusammen mit dem Sebastian-Syndrom, dem Fechtner-Syndrom und dem Epstein-Syndrom zur Gruppe der MYH9-assoziierten Erkrankungen. Die MHA ist von diesen ausgesprochen seltenen Erkrankungen die häufigste Form.[2]
Das Gen kodiert für die schwere Kette eines Nicht-Muskel-Myosins Typ IIA (NMMHC-IIA). Dieses Protein wird in einigen Blutzellen, unter anderem in Granulozyten und Thrombozyten, in der Hörschnecke (Cochlea) und in den Nierenexprimiert. Die Mutation bewirkt offensichtlich eine Konformationsänderung im Kopf des NMMHC-IIA-Proteins. Die Folge davon ist eine Störung der Aggregation des Proteins zu Döhle-Körperchen, was eine fehlerhafte Organisation des Zytoskeletts in den Megakaryozyten, den Vorläuferzellen der Thrombozyten bewirkt. Dies ist die Ursache für die Makrothrombozytopenie, die sich durch einen Mangel an Thrombozyten (eine sogenannte Thrombozytopenie) und übergroßen Thrombozyten mit Leukozyteneinschlüssen manifestiert. Die Größe der Thrombozyten kann dabei die von Erythrozyten sogar übertreffen.[6]
Symptome und Diagnose
MHA-Patienten weisen einen Mangel an Thrombozyten (Thrombozytopenie), sowie zusätzlich eine Funktionsstörung der Thrombozyten (Thrombozytopathie) auf.[7] Die vorhandenen Thrombozyten sind erheblich größer als bei nicht betroffenen Menschen (Makrothrombozytopenie).
Aufgrund der Seltenheit der May-Hegglin-Anomalie sind keine gesicherten Daten bezüglich der Epidemiologie und der Prävalenz verfügbar. Die Prävalenz wird auf 1:500.000 geschätzt.[9]
Die May-Heggelin-Anomalie wurde erstmals 1909 von dem Münchner InternistRichard May (1863–1937) bei einer 24 Jahre alten Patientin beschrieben. Er fand in ihrem peripheren Blut Einschlüsse in den Leukozyten.[10] 1945 berichtete der Schweizer Internist Robert Hegglin (1907–1969) von Riesenthrombozyten mit Thrombozytopenie und Einschlüssen in Leukozyten bei zwei Generationen einer Familie.[11]
P. Noris u. a.: Thrombocytopenia, giant platelets, and leukocyte inclusion bodies (May-Hegglin anomaly): clinical and laboratory findings. In: Am J Med. 104/1998, S. 355–360. PMID 9576409
M. Seri u. a.: MYH9-related disease: May-Hegglin anomaly, Sebastian syndrome, Fechtner syndrome, and Epstein syndrome are not distinct entities but represent a variable expression of a single illness. In: Medicine (Baltimore). 82/2003, S. 203–215. PMID 12792306
↑J. A. Martignetti u. a.: The gene for May-Hegglin anomaly localizes to a <1-Mb region on chromosome 22q12.3-13.1. In: Am J Hum Genet. 66/2000, S. 1449–1454. PMID 10739770
↑R. E. Scharf: Angeborene und erworbene Thrombozytopenien. In: Hämostaseologie. 23/2003, S. 159–169.
↑K. E. Heath u. a.: Nonmuscle myosin heavy chain IIA mutations define a spectrum of autosomal dominant macrothrombocytopenias: May-Hegglin anomaly and Fechtner, Sebastian, Epstein, and Alport-like syndromes. In: Am J Hum Genet. 69/2001, S. 1033–1045. PMID 11590545
↑ abcNational Organization for Rare Disorders: NORD Guide to Rare Disorders. Lippincott Williams & Wilkins, 2003, ISBN 0-7817-3063-5, S. 403.
↑R. Hegglin: Gleichzeitige konstitutionelle Veränderungen an Neutrophilen und Thrombocyten. In: Helv. Med. Acta. 12/1945, S. 439–440. PMID 21009925.
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