Das Dorf liegt in der historischen Region Ostpreußen, südwestlich des Kurischen Haffs, etwa 23 Kilometer nördlich der Stadt Kaliningrad(Königsberg).
Ortsname
Die einstige Ortsbezeichnung Laptau[2] deutet hin auf ein „Wohnhaus in einem Flusstal“ (gemeint ist das früher Bledow oder auch Bledauer Beek genannte Flüsschen, das bei Cranzbeek (heute nicht mehr existent) in das Kurische Haff mündet). Andere Ableitungen denken an „labs“ = gut bzw. „lape“ = Fuchs innerhalb einer hier wildreichen Waldgegend.
Geschichte
Das bis 1946 Laptau[3] genannte alte Kirch- und Gutsdorf wurde in der Ordenszeit als Kammeramt durch Abtrennung vom Amt Powunden (heute russisch: Chrabrowo) begründet[4]. Bereits 1327 erfuhr man, dass sich drei Brüder aus Laptau gegen eine jährliche Zahlung von 80 Mark von Lehnspflichten freikauften und das Geld einer bischöflichen Stiftung am Königsberger Dom zugutekam. Ab dem 16. Jahrhundert musste das Amt Laptau Leistungen zur Unterhaltung der Universität Königsberg erbringen, außerdem zur Gründung und späteren Unterstützung des Königsberger Waisenhauses. 1528 erhielt das Dorf seine Handfeste.
Am 13. April 1874 wurde Laptau Zentrum und namensgebender Ort eines neu errichteten Amtsbezirks[5], der bis 1939 zum Landkreis Fischhausen, danach bis 1945 zum Landkreis Samland im Regierungsbezirk Königsberg der preußischenProvinz Ostpreußen gehörte. Die Ortschaften Blaublum (heute nicht mehr existent) und ab 1893 auch Gidauten (russisch: Priosjornoje, jetzt: Oserowo) waren in die Landgemeinde Laptau eingegliedert, die im Jahre 1910 264 Einwohner zählte[6]. Am 1. Januar 1929 schloss sich die Landgemeinde Laptau mit der Landgemeinde Kiauten (heute russisch: Luschki) sowie dem Gutsbezirk Laptau und dem Vorwerk Nuskern (Besymjanka) des Gutsbezirks Wosegau (Wischnjowoje) im gleichnamigen Amtsbezirk gelegen, zur neuen Landgemeinde Laptau zusammen. Die Zahl der Einwohner kletterte bis 1933 auf 531 und betrug 1939 bereits 612[7].
Nach Beendigung der Kampfhandlungen des Zweiten Weltkrieges 1945 wurde Laptau zusammen mit der nördlichen Hälfte Ostpreußens von der Sowjetunion unter eigene Verwaltung genommen. Der Ort erhielt 1947 den Namen „Muromskoje“.[8] Gleichzeitig wurde der Ort in den Dorfsowjet Cholmski selski Sowet im Rajon Primorsk eingeordnet. Seit 1959 war Muromskoje selbst Sitz eines Dorfsowjets bzw. Dorfbezirks. Von 2005 bis 2015 gehörte der Ort zur Landgemeinde Kowrowskoje selskoje posselenije und seither zum Stadtkreis Selenogradsk.
Amtsbezirk Laptau (1874–1945)
Zwischen 1874 und 1945 war Laptau Amtsdorf eines Amtsbezirks, der sich anfangs aus zehn kommunalen Einheiten, 1945 nur noch aus drei Gemeinden zusammensetzte[5]:
Am 1. Januar 1945 bildeten nur noch die Gemeinden Laptau, Mülsen und Tranßau den Amtsbezirk Laptau.
Muromski selski Sowet/okrug 1959–2005
Der Dorfsowjet Muromski selski Sowet (Муромский сельский Совет) wurde im Jahr 1959 im Rajon Primorsk eingerichtet.[9] Er war in erster Linie der Nachfolger des aufgelösten Melnikowski selski Sowet, es wurde aber auch ein Teil des aufgelösten Cholmski selski Sowet angeschlossen, darunter der Verwaltungssitz Muromskoje, sowie (spätestens 1965) auch ein Teil des aufgelösten Nowoselski selski Sowet aus dem Rajon Gurjewsk. Nach dem Zerfall der Sowjetunion bestand die Verwaltungseinheit als Dorfbezirk Muromski selski okrug (ru. Муромский сельский округ). Im Jahr 2005 wurden die verbliebenen Orte des Dorfbezirks in die neu gebildete Landgemeinde Kowrowskoje selskoje posselenije eingegliedert.
Der Ort wurde 1950 umbenannt und war zunächst in den Dorfsowjet Melnikowski eingeordnet.
Gussewo (Гусево)
Dorben
Der Ort wurde 1950 umbenannt und war zunächst in den Dorfsowjet Nowoselski im Rajon Gurjewsk eingeordnet. Er wurde vor 1975 an den Ort Karjernoje angeschlossen, später aber wieder eigenständig. Im Jahr 1997 wurde er aus dem Ortsverzeichnis gestrichen.
Der Ort wurde 1947 umbenannt und war zunächst in den Dorfsowjet Cholmski eingeordnet.
Priosjornoje (Приозёрное)
Gidauten
Der Ort wurde 1947 umbenannt und war zunächst in den Dorfsowjet Melnikowski eingeordnet. Er wurde vermutlich vor 1988 entweder an den Ort Muromskoje oder an den Ort Oserowo angeschlossen.
Der Ort wurde 1947 umbenannt und war zunächst in den Dorfsowjet Nowoselski im Rajon Gurjewsk eingeordnet.
Rybnoje (Рыбное)
Stombeck
Der Ort wurde 1947 umbenannt und war zunächst in den Dorfsowjet Nowoselski im Rajon Gurjewsk eingeordnet. Er wurde vor 1975 verlassen.
Saschtschitnoje (Защитное)
Georgshöhe
Der Ort wurde 1950 umbenannt und war zunächst in den Dorfsowjet Melnikowski eingeordnet. Er gelangte später in den Dorfsowjet Chrabrowski im Rajon Gurjewsk und verlor dort seine Eigenständigkeit.
Der Ort wurde 1947 umbenannt und war zunächst in den Dorfsowjet Cholmski eingeordnet.
Burg Laptau
Bereits im 13. Jahrhundert existierte in Laptau eine Burg[4] des Bischofs von Samland, die wohl an der Stelle einer ehemaligen prußischen Wallanlage errichtet worden war. Im Jahre 1351 wurde sie ausgebaut und zwischen 1560 und 1607 grundlegend erneuert. Um Baumaterial zu gewinnen, ließ man hierfür die Burg Powunden (heute russisch: Chrabrowo) abbrechen.
Die Burg verfiel nach 1700 und war um 1760 bereits wüst. 1851 riss man die restlichen Ringmauern ab, um Steine für den Bau der Cranzer Chaussee (heute russische Fernstraße A 191) zu gewinnen. Auf dem Burggelände entstand eine Gastwirtschaft.
Kirche
Kirchengebäude
Bei der Laptauer Kirche[10] handelt es sich um einen verputzten Feldsteinbau mit Ziegelecken aus dem 14. Jahrhundert. Die oberen Stockwerke des Turmes waren aus Backsteinen. Im Jahre 1818 wurde ihm ein spitzes Dach mit welscher Haube aufgesetzt.
Seit 1818 war das Kircheninnere mit einer Flachdecke überzogen,[11] der Chor hatte ein Sterngewölbe. Der zweigeschossige geschnitzte Altar vom Anfang des 17. Jahrhunderts zeigt in seiner Mitte die Kreuzigung Christi. Auch die wenige Jahrzehnte später entstandene Kanzel verfügte über wertvolles Schnitzwerk.
Bei den Kriegshandlungen wurden sowohl das Turmdach als auch die Eindeckung des Kirchenschiffs stark beschädigt. Das Dach wurde mit flachen Asbest-Platten repariert. Der Turm wurde in den 1980er Jahren bis auf halbe Höhe abgerissen und die Seitenwände wurden erhöht. Im Chorraum baute man Waschräume und Toiletten ein.
In Laptau amtierten von der Reformation bis 1945 als evangelische Geistliche[14]:
Urban Gesner, bis 1530
Michael N., ab 1530
Urban Gesner, ab 1533
Thomas Zincke, 1542
Johann Langner, 1551
Valentin Ravelt, 1561
Johann Reinhard, bis 1562
Gerhard Faber, ab 1562
Martin Heldt, 1569
Caspar Stürmer, 1572–1581
Georg Gallus, 1581
Godschalk Halbach von der Pforte, 1581–1598
Johann Oye, 1598–1602
Johann Hempel, 1602–1626
Christian Dorsius, 1627–1638
Christian Heineccius, 1638–1663
Johann Ehr. Scheibenpoden, 1663–1679
Johann Flottwell, 1680–1697
Friedrich Herrmann, ab 1697
Gottfried Albrecht Nicolai, 1716–1722
Johann Philipp Bullinger, 1722–1743
Johann Heinrich Rommel, 1744–1761
Michael Rosenbaum, 1761–1768
Georg Christ. Herold, 1769–1779
Johann Friedrich Rosenhagen, 1780–1801
Friedrich Riemasch, 1802–1815
Michael Biendarra, 1816–1822
Friedrich Ferdinand Wenetzki, 1822–1823
Eduard Const. W. Hoffmann, ab 1824
Carl Ludwig Fischer, 1858–1860
Johann Theodor H. Rosseck, 1860–1879
Otto Richard H. Prellwitz, 1879–1893
Adalbert Gottl. Emman. Ebel, 1893–1901
Hermann Cölestin Ebel, 1901–1906
Otto John, 1906–1922
Friedrich Paul Heck, 1923–1928
Ewald Schröder, 1928–1932
Richard Jäschke, 1932–1940
Alexander Ogilvie, 1941–1945
Schule
In Laptau gab es vor 1945 eine dreiklassige Dorfschule, die aus einer früheren Kirchenschule hervorgegangen war.
Verkehr
Der Ort liegt an der russischen Fernstraße A 191 (ehemalige deutsche Reichsstraße 128), unmittelbar an deren Kreuzung mit dem neu gebauten Primorskoje Kolzo (Küstenautobahnring). Im Ort enden zwei Nebenstraßen, die von Oserowo(Tranßau) im Westen bzw. Luschki(Kiauten) im Osten kommen.
Laptau, Dorf und Rittergut, Kreis Fischhausen, Regierungsbezirk Königsberg, Provinz Ostpreußen, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Laptau (meyersgaz.org).
Adolf Boetticher: Die Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Ostpreußen. Band 1: Die Bau- und Kunstdenkmäler des Samlandes. Königsberg 1898, S. 66–69 (Google Books).
Agathon Harnoch: Chronik und Statistik der evangelischen Kirchen in den Provinzen Ost- und Westpreußen, Nipkow, Neidenburg 1890, S. 243–244 (Google Books).
↑Таблица 1.10 «Численность населения городских округов, муниципальных районов, муниципальных округов, городских и сельских поселений, городских населенных пунктов, сельских населенных пунктов» Программы итогов Всероссийской переписи населения 2020 года, утвержденной приказом Росстата от 28 декабря 2021г. № 963, с данными о численности постоянного населения каждого населенного пункта Калининградской области. (Tabelle 1.10 „Bevölkerungsanzahl der Stadtkreise, munizipalen Rajons, Munizipalkreise, städtischen und ländlichen Siedlungen [insgesamt], städtischen Orte, ländlichen Orte“ der Ergebnisse der Allrussischen Volkszählung von 2020 [vollzogen am 1. Oktober 2021], genehmigt durch die Verordnung von Rosstat vom 28. Dezember 2021, Nr. 963, mit Angaben zur Zahl der Wohnbevölkerung jedes Ortes der Oblast Kaliningrad.)
↑Michael Rademacher: Landkreis Samland. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. Abgerufen am 1. Januar 1900
↑Durch den Указ Президиума Верховного Совета РСФСР от 17 ноября 1947 г. «О переименовании населённых пунктов Калининградской области» (Erlass des Präsidiums des Obersten Rats der RSFSR vom 17. November 1947: Über die Umbenennung der Orte der Oblast Kaliningrad)