Der Name Karkeln leitet sich von prußischkarklis ab und bedeutet Wasserweide/Weidendickicht.
Der Name Myssowka wurde (offenbar) von russisch mys (мыс) für Landzunge abgeleitet.
Geographische Lage
Myssowka liegt am Ostufer des Kurischen Haffs im Memeldelta am Flüsschen Schirokaja (deutsch: Karkeln), das hier in die Rohrbucht (russisch: Kamyschewy saliw) mündet. Im Ort endet die von Sowetsk(Tilsit) kommende russische Regionalstraße 27A-034 (ex R513).
Karkeln hatte sowohl als Fischerort als auch als regionaler Handelsplatz Bedeutung, was ihm den Status eines Fleckens einbrachte.
1660 verlieh der Große Kurfürst dem Ort die Kruggerechtigkeit. Karkeln war seit dem 16. Jahrhundert Kirchort und bekam 1722 eine stattliche Kirche, die 1898/99 erweitert wurde und einen Turm erhielt. Im Jahr 1785 wurde die Größe des melierten Kirchdorfs Karckel, dessen Kirche eine Filiale von Schakuhnen war, mit 93 Feuerstellen (Haushaltungen) angegeben.[2]
Zu dem Dorf gehörte ein Gut, dessen Besitzer im Jahr 1843 Ferdinand Gallien war.[3]
Im Dezember 1861 standen auf der Gemarkung des Bauerndorfs, die eine Fläche von über 1.496 Morgen umfasste, 173 Gebäude, und der Viehbestand belief sich auf 37 Pferde, 299 Rinder und 80 Schweine.[4] Im Dorf gab es eine Schule[4] und einen Gasthof.
Im Jahre 1874 wurde Karkeln Amtsdorf und namensgebend für einen Amtsbezirk,[5] der bis 1922 zum Kreis Heydekrug, danach bis 1945 zum Kreis Niederung (ab 1939 „Kreis Elchniederung“).
Durch den Bau einer Kleinbahn nach Brittanien (über Kaukehnen) 1902 etablierte sich in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ein reger Bädertourismus.
Eine erste Kirche wurde in Karkeln 1680 als ein Gebäude aus Holz und Lehm errichtet[10]. Doch diese brannte nieder, und so errichtete man 1722 ein neues Gotteshaus[11], zunächst ein Feldsteinbau ohne Turm, dann 1898/99 erweitert mit Chor, Sakristei, Emporen und einem Turm im neugotischen Stil[12].
Im Jahre 1949 brannte der Turm der Kirche, die allerdings nicht ohne Beschädigungen durch den Krieg gekommen war, aus. Als 1959 nach einem Deichbruch das ganze Land überschwemmte, riss man die Kirche nieder und verwendete die Steine zur Auffüllung der Ausspülungen. Auf dem Platz der Kirche steht heute ein Clubhaus.
Kirchengemeinde
Ursprünglich war die Karkelner Kirche eine Filialkirche der Kirche Ruß (der Ort heißt heute litauisch: Rusnė). Im Jahre 1644 wurde der Ort selbständig mit der Gründung einer eigenen Kirchengemeinde[13] mit vier Kirchspielorten[14]. Zwischen 1711 und 1847 war Karkeln allerdings wieder eine Filialgemeinde, zunächst zur Kirche Schakuhnen (der Ort hieß zwischen 1938 und 1946: Schakendorf, heute russisch: Lewobereschnoje), dann ab 1834 zur Kirche Kallningken (1938 bis 1946: Herdenau, russisch: Prochladnoje). Im Jahre 1919 wurde die zu diesem Zeitpunkt längst wieder eigenständige Pfarrei Karkeln vom KirchenkreisHeydekrug (heute litauisch: Šilutė) in den Kirchenkreis Niederung (Elchniederung) überstellt. Im Jahre 1925 zählte Karkeln 1.189 Gemeindeglieder.
Georg Heinrici (* 14. März 1844 in Karkeln), deutscher evangelischer Theologe († 1915)
Mit dem Ort verbunden
August Heinrici (1812–1881), späterer Superintendent von Gumbinnen, war von 1843 bis 1845 Hilfsprediger an der Karkelner Kirche
Johann Luther (1861–1932), deutschbaltischer lutherischer Theologe, war von 1918 bis 1926 Pfarrer an der Kirche Karkeln
Trivia
Karkeln war im Frühjahr 1939 u. a. Kulisse für den Spielfilm Die Reise nach Tilsit. Zahlreiche Außendrehs wurden hier absolviert, wodurch dem früheren ostpreußischen Ort ein kleines filmisches Denkmal gesetzt wurde.
Literatur
in der Reihenfolge des Erscheinens
Daniel Heinrich Arnoldt: Kurzgefaßte Nachrichten von allen seit der Reformation an den lutherischen Kirchen in Ostpreußen gestandnen Predigern. Königsberg 1777, S. 164–165.
August Eduard Preuß: Preußische Landes- und Volkskunde oder Beschreibung von Preußen. Ein Handbuch für die Volksschullehrer der Provinz Preußen, so wie für alle Freunde des Vaterlandes. Gebrüder Bornträger, Königsberg 1835, S. 525.
Kühnast: Nachrichten über Grundbesitz, Viehstand, Bevölkerung und öffentliche Abgaben der Ortschaften in Littauen nach amtlichen Quellen. Band 2, Gumbinnen 1863, S. 14–15.
Eduard Grigoleit: Haffbad Karkeln, das „Kurische Venedig“. Tilsit 1927
Kreisgemeinschaft Elchniederung: Die Kirchengemeinde Karkeln, Kreis Elchniederung. Diepholz 2003
↑Таблица 1.10 «Численность населения городских округов, муниципальных районов, муниципальных округов, городских и сельских поселений, городских населенных пунктов, сельских населенных пунктов» Программы итогов Всероссийской переписи населения 2020 года, утвержденной приказом Росстата от 28 декабря 2021г. № 963, с данными о численности постоянного населения каждого населенного пункта Калининградской области. (Tabelle 1.10 „Bevölkerungsanzahl der Stadtkreise, munizipalen Rajons, Munizipalkreise, städtischen und ländlichen Siedlungen [insgesamt], städtischen Orte, ländlichen Orte“ der Ergebnisse der Allrussischen Volkszählung von 2020 [vollzogen am 1. Oktober 2021], genehmigt durch die Verordnung von Rosstat vom 28. Dezember 2021, Nr. 963, mit Angaben zur Zahl der Wohnbevölkerung jedes Ortes der Oblast Kaliningrad.)
↑Oeffentlicher Anzeiger zum Amtsblatt der Königl. Regierung zu Gumbinnen. Nr. 49, 6. Dezember 1843, S. 549.
↑ abcKühnast: Nachrichten über Grundbesitz, Viehstand, Bevölkerung und öffentliche Abgaben der Ortschaften in Littauen nach amtlichen Quellen. Band 2, Gumbinnen 1863, S. 14
↑Durch den Указ Президиума Верховного Совета РСФСР от 17 ноября 1947 г. «О переименовании населённых пунктов Калининградской области» (Verordnung des Präsidiums des Obersten Rats der RSFSR „Über die Umbenennung der Orte der Oblast Kaliningrad“ vom 17. November 1947)
↑Alexander August Mützell, Leopold Krug (Hrsg.): Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preußischen Staats. Zweiter Band. G–Ko. Bei Karl August Kümmel, Halle 1821, S.300 (Digitalisat – Z. 960).
↑Kraatz: Topographisch-statistisches Handbuch des Preußischen Staats. Berlin 1856, S. 279.