Nach seiner politischen Tätigkeit war Waigel u. a. im Beirat der Deutschen Vermögensberatung AG (DVAG) sowie der EnBW.[6] Des Weiteren beriet er die Risikokapitalgesellschaft Texas Pacific Group[7] sowie die PR-Beratung Brunswick Group.[8] Von 1999 bis 2002, also noch während seiner Zeit als Mitglied des Bundestages, hatte er einen Beratungsvertrag mit dem Medienunternehmer Leo Kirch.[9]
Waigel wurde 2004 Vorsitzender des Aufsichtsrates des Geldspielautomaten-Herstellers Löwen Entertainment, vormals NSM-Löwen Entertainment GmbH.[10] Sein Nachfolger war Franz Wohlfahrt.[11]
Im Auftrag von US-Behörden wurde Waigel im Januar 2009 Anti-Korruptions-Beauftragter (Compliance Monitor) beim Technologiekonzern Siemens.[12][13] Waigel war der erste Nicht-Amerikaner, der von US-Behörden als unabhängiger Monitor berufen wurde.[14] Als solcher berichtete er unter anderem dem Justizministerium der Vereinigten Staaten und der US-amerikanischen Börsenaufsicht SEC.[15] In den USA ist dieses Monitoring der Compliance-Prozesse eines Unternehmens üblicher Bestandteil einer Einigung bei strafrechtlichen Verfahren. Einen Monitor zu verpflichten war eine Auflage des US-Justizministeriums (DOJ) und der US-Börsenaufsicht (SEC) im Zuge der Beilegung eines Verfahrens gegen Siemens.[16] Im November 2011 kündigte Waigel an, sich mit Ende des Geschäftsjahres 2012 von seinem Amt bei Siemens zurückzuziehen.[14] Im Oktober 2012 legte Waigel seinen Schlussbericht vor und beendete seine Arbeit bei Siemens.[17]
Aufgrund der Erfahrungen bei Siemens wurde Theo Waigel im Februar 2021 als Vorsitzender einer Expertenkommission „Trust in Quality“ eingesetzt, mit der der Wirtschaftsprüfer Ernst & Young den Wirecard-Bilanzskandal aufarbeiten und verlorengegangenes Vertrauen wiedergewinnen möchte.[18]
In erster Ehe war er von 1966 bis 1993 mit der Diplom-Volkswirtin Karin Waigel (1939–2018)[21] verheiratet.[22] Aus der Ehe gingen zwei Kinder hervor: eine Tochter und der Sohn Christian, der Rechtsanwalt und Honorarkonsul des Fürstentums Liechtenstein ist und mit seinem Vater (Of Counsel) in der 2016 gegründeten Münchner Rechtsanwaltskanzlei Waigel Rechtsanwälte zusammenarbeitet.[23][24] In zweiter Ehe ist Theo Waigel seit dem 26. November 1994 mit der ehemaligen Skirennläuferin und Ärztin Irene Epple-Waigel (* 1957) verheiratet und hat mit ihr einen Sohn (* 1995).[25]
Politische Laufbahn
Partei
Waigel ist seit 1960 Mitglied der CSU. Von 1971 bis 1975 war er Landesvorsitzender der Jungen Union in Bayern. Von 1973 bis 1988 war er außerdem Vorsitzender der Grundsatzkommission der CSU. Er war von 1970 an Mitglied im CSU-Landesvorstand sowie seit 1983 im Präsidium der CSU. 1987/88 war er Bezirksvorsitzender im CSU-Bezirk Schwaben. Von November 1988 bis Januar 1999 war er Vorsitzender der CSU. Bei der Bundestagswahl 1998 erhielt die CSU in Bayern nur 47,7 % der Wählerstimmen und blieb damit unter dem Wahlziel von 50 %+x. Waigel kündigte an, beim CSU-Parteitag am 16. Januar 1999 nicht wieder als CSU-Vorsitzender zu kandidieren.[26] Der damalige bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber wurde Waigels Nachfolger als Parteivorsitzender.[27]
Am 8. August 2013 gab die CSU bekannt, dass Waigel im Parteiauftrag einen „Verhaltenskodex für CSU-Politiker“ erarbeitet.[29]
Im Dezember 2013 stellte Waigel diesen vor.[30][31][32]
Von 1966 bis 1972 war er Mitglied im Kreistag von Krumbach, von 1972 bis 2002 Mitglied des Deutschen Bundestages. Dort bekleidete er von 1978 bis 1980 die Funktion des Obmanns der CDU/CSU-Bundestagsfraktion im Ausschuss für Wirtschaft. Von Dezember 1980 bis Oktober 1982 war Waigel Vorsitzender der Arbeitsgruppe Wirtschaft sowie wirtschaftspolitischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Im Oktober 1982 wurde er zum Vorsitzenden der CSU-Landesgruppe im Deutschen Bundestag und damit gleichzeitig zum Ersten Stellvertretenden Vorsitzenden der CDU/CSU-Bundestagsfraktion gewählt. Im April 1989 legte er diese Ämter nieder. Waigel war zuletzt (14. Wahlperiode) mit 54,8 % der Stimmen direkt gewählter Abgeordneter des WahlkreisesNeu-Ulm.
Die Bezeichnung „Euro“ für die gemeinsame europäische Währung geht auf einen von Waigel im Dezember 1995 im Europäischen Rat eingebrachten Vorschlag zurück; er wird häufig als „Namensgeber für den Euro“[34] bezeichnet.
Die verfassungsmäßige Ordnung der deutschen insbesondere der bayerischen Landwirtschaft. Bayerischer Landwirtschaftsverlag, München 1967 (Zugl.: Würzburg, Univ., Diss., 1967).
Unsere Zukunft heißt Europa. Der Weg zur Wirtschafts- und Währungsunion. Econ, Düsseldorf 1996, ISBN 3-430-19455-5.
Tage, die Deutschland und die Welt veränderten. Vom Mauerfall zum Kaukasus – Die deutsche Währungsunion. Ed. Ferenczy bei Bruckmann, München 1994, ISBN 3-7654-2721-7.
Handeln aus Verantwortung. Manz, München 1991, ISBN 378630758X.
Wertewandel in Staat und Gesellschaft. Akademie für Politik und Zeitgeschehen, München 1986, ISBN 3-88795-048-8.
Weichenstellungen für Deutschland und Europa. Theo Waigel, Stationen eines Politikers. Festschrift für Theo Waigel zum 70. Geburtstag, hrsg. v. Peter Ramsauer. Olzog, München 2009, ISBN 978-3-7892-8306-2.
Meine Erfahrungen mit der Schule: als Schüler, als Vater und als Politiker. Waxmann, Münster 2000, ISBN 3-89325868-X.