Die Entwicklung allradgetriebener Formel-1-Wagen erreichte ihren Höhepunkt. Vier solcher Fahrzeuge wurden zum Großen Preis von Großbritannien gemeldet, und zwar zwei Lotus 63, ein Matra MS84 sowie ein McLaren M9A. Die Besetzung dieser Fahrzeuge wechselte allerdings im Laufe des Wochenendes mehrfach, da kaum ein Fahrer mit dem Fahrverhalten und den Trainingsergebnissen der Wagen zufrieden war.
Das B.R.M.-Werksteam Owen Racing Organisation, das den Großen Preis von Frankreich zwei Wochen zuvor wegen Unstimmigkeiten innerhalb des Unternehmens ausgelassen hatte, kehrte mit Tim Parnell als neuem Teammanager nach einigen Umstrukturierungen zurück. Unter anderem war das Privatteam Reg Parnell Racing, das die ersten drei WM-Läufe dieser Saison mit B.R.M.-Fahrzeugen bestritten hatte, aufgelöst worden. Der dadurch freigestellte Fahrer Pedro Rodríguez besetzte nun ein zweites Ferrari-Cockpit neben Chris Amon. Der inzwischen modifizierte BRM P139 wurde für John Surtees gemeldet, während sein Teamkollege Jackie Oliver weiterhin den P133 pilotierte.
Jack Brabham musste weiterhin verletzungsbedingt pausieren. Die geplante Vertretung durch Dan Gurney scheiterte kurzfristig, sodass Jacky Ickx den einzigen Werks-Brabham fuhr.
Der Privatfahrer Joakim Bonnier trat erstmals in dieser Saison an.
Training
Jackie Stewart, der die Weltmeisterschaftswertung mit großem Abstand anführte, ging als Favorit in das Rennwochenende. Im Samstags-Training hatte er allerdings einen heftigen Unfall, bei dem sein Wagen stark beschädigt wurde. Daraufhin übernahm er für den Rest des Wochenendes den Wagen seines Teamkollegen Jean-Pierre Beltoise, sodass dieser sich mit dem unausgereiften Allradfahrzeug MS84 begnügen musste.
Jochen Rindt fuhr die schnellste Trainingszeit vor Stewart und Denis Hulme. Jacky Ickx und Amon qualifizierten sich für die zweite Startreihe, sodass fünf unterschiedliche Fahrzeuge auf den ersten fünf Startplätzen vertreten waren.
Der amtierende Weltmeister Graham Hill qualifizierte sich nur für die zwölfte Startposition und bestand darauf, mit einem heckgetriebenen Lotus 49 ins Rennen zu gehen. Da das Werksteam jedoch ausschließlich den Lotus 63 für ihn vorgesehen hatte, wurde der mit einem privaten Lotus 49 antretende Bonnier überredet, seinen Wagen gegen Hills Allradfahrzeug zu tauschen.[1]
Rennen
Stewart ging in Führung, konnte die Dominanz des zurückliegenden Frankreich-GP allerdings zunächst nicht wiederholen, da ihm Rindt diesmal über weite Teile des Rennens ebenbürtig war. Rindt verlor erst gegen Ende durch einen unplanmäßigen Boxenstopp den Anschluss, sodass Stewart letztendlich doch wieder unangefochten mit einer Runde Vorsprung vor Ickx und Bruce McLaren lag und seinen fünften Sieg im sechsten Lauf erzielte.[2][3]
↑ abHill und Bonnier tauschten nach dem Training ihre Autos, sodass Hill das Rennen mit Bonniers Lotus 49B bestritt und Bonnier den eigentlich für Hill gemeldeten Lotus 63 fuhr.
↑ abStewart fuhr den Matra MS84 mit der Startnummer 30 nur im ersten Training. Nach einem Unfall im zweiten Training, bei dem der ebenfalls für ihn gemeldete MS80 beschädigt worden war, benutzte er fortan den MS80 seines Teamkollegen Beltoise.
↑Beltoise fuhr den Matra MS80 nur im Training, überließ ihn danach seinem Teamkollegen Stewart und bestritt die entscheidende Qualifikationsrunde sowie das Rennen mit dem MS84.
Die ersten sechs des Rennens bekamen 9, 6, 4, 3, 2, 1 Punkt(e). Die besten fünf Ergebnisse der ersten sechs und die besten vier der letzten fünf Rennen zählten zur Meisterschaft. In der Konstrukteurswertung zählten dabei nur die Punkte des bestplatzierten Fahrers eines Teams.