In den offiziellen Sektionen wurden 395 Filme in insgesamt 966 Vorführungen gezeigt, zehn Filme mehr als im Vorjahr.[1] 87 Titel wurden von Deutschland produziert oder koproduziert.[2] Die Filme wurden in 22 über Berlin verteilte Kinos und Spielstätten gezeigt – Hauptspielstätte war wie schon in den letzten Jahren das Theater am Potsdamer Platz („Berlinale Palast“), in dem u. a. alle Wettbewerbsfilme uraufgeführt wurden.[3] Da die Produktionen noch keine Altersfreigabe der Freiwilligen Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (FSK) erhalten hatten, waren alle Vorstellungen – mit Ausnahme der Sektion Generation – ab 18 Jahren zugelassen.[4] 750 weitere Filme wurden im Rahmen des European Film Market (EFM) aufgeführt. Die Finanzierung des Festivals lag wie im Vorjahr bei 19,5 Mio. Euro, 6,5 Mio. davon wurden aus Bundesmitteln bereitgestellt.[5]
Eröffnet wurde das Filmfestival mit Benoît Jacquots im Wettbewerb befindlichen Historienfilm Les adieux à la reine.[6] Dieter Kosslick, dessen Vertrag als Leiter der Berlinale im Vorfeld verlängert wurde, nannte Migration und Rechtsradikalismus als thematische Schwerpunkte für die Berlinale 2012. Außerdem sollten die Solidaritätsaktionen für iranische Filmemacher fortgeführt werden. Nachdem im Vorjahr die Werke des zu einer Haftstrafe verurteilten Jafar Panahi in mehreren Sektionen der Filmfestspiele gezeigt worden waren, sollten 2012 u. a. Panahi, dessen Co-Regisseur Mojtaba Mirtahmasb und Mohammad Rasulof als Ehrengäste nach Berlin eingeladen werden. Diese kamen jedoch der Einladung nicht nach. Die Filmemacher wären nicht mehr im Gefängnis gewesen, hätten aber laut Kosslick zum Teil nicht ausreisen dürfen.[7]
Als Moderatorin für die Eröffnungs- und Abschlussgala wurde die deutsche Komikerin und Schauspielerin Anke Engelke verpflichtet. Engelke war bereits von 2003 bis 2005 und von 2010 bis 2011 Berlinale-Moderatorin gewesen.[8]
Nach wiederholter Kritik am Wettbewerbsprogramm hatte Kosslick im Vorfeld eine terminliche Verschiebung der Berlinale aufgrund von Kooperationen mit den Filmfestivals von Rotterdam und Sundance ausgeschlossen, die vor der Berlinale abgehalten werden. Bei einer Verschiebung in den Herbst würde das Festival mit den Filmfestspielen von Venedig und Toronto konkurrieren.[7] Im Vorfeld der Berlinale hatte der US-amerikanische Filmregisseur Martin Scorsese Interesse bekundet, mit seinem im Oktober 2011 uraufgeführten Film Hugo Cabret das Filmfestival zu eröffnen. Da der Fantasyfilm aber zum Start der Filmfestspiele bereits in den Vereinigten Staaten und in Europa eine reguläre Kinoauswertung erfahren hätte, wurde Hugo Cabret nicht ins Programm aufgenommen.[13]
Als Jurypräsident der Berlinale 2012 wurde Anfang Dezember 2011 Mike Leigh präsentiert.[14] Der improvisationsfreudige britische Film-, Fernseh- und Theaterregisseur zählt neben Ken Loach und Stephen Frears zu den bedeutendsten Vertretern des New British Cinema und wurde in seiner Karriere bislang siebenmal für den Oscar nominiert. Leighs künstlerisches Anliegen ist es laut eigenen Angaben, „außergewöhnliche Filme über das gewöhnliche Leben zu machen“. Häufig erzählt er humorvolle Geschichten von der sozialen Unterschicht.[15] 1984 lief sein Spielfilm Meantime in der Berlinale-Sektion Forum, sein Kurzfilm The Short and Curlies (1988) und sein Spielfilm Life is Sweet (1991) wurden in der Sektion Panorama gezeigt. 2008 konkurrierte Leigh mit Happy-Go-Lucky erstmals um den Goldenen Bären.
Dem Jurypräsidenten standen sieben Jurymitglieder zur Seite, eine Person mehr als im Vorjahr. Es handelte sich überwiegend um Filmschaffende:[16]
Anton Corbijn – niederländischer Fotograf und Filmregisseur
Asghar Farhadi – iranischer Filmregisseur (Gewinner des Goldenen Bären 2011)
Das offizielle Programm wurde am 31. Januar 2012 in Berlin von Dieter Kosslick vorgestellt, nachdem die ersten Wettbewerbsbeiträge bereits am 19. Dezember 2011 bekanntgegeben worden waren.[17] Zugelassen waren Spielfilme ab 70 Minuten Laufzeit, die innerhalb von zwölf Monaten vor Festivalbeginn fertiggestellt worden waren.[18] 18 Produktionen aus 21 Ländern konkurrierten um den Goldenen Bären, den Hauptpreis des Festivals. Es handelte sich bei allen Filmen ausschließlich um Weltpremieren. Wie in den Vorjahren kamen die meisten Beiträge aus Europa (12), gefolgt von Asien (3), Nordamerika (2) und Afrika (1). Filme aus Ozeanien blieben unberücksichtigt. Die Regisseure von 14 Filmen (Nikolaj Arcel, Antonio Chavarrías, Edwin, Bence Fliegauf, Miguel Gomes, Alain Gomis, Benoît Jacquot, Ursula Meier, Brillante Mendoza, Kim Nguyen, Spiros Stathoulopoulos, Paolo und Vittorio Taviani, Billy Bob Thornton und Frédéric Videau) erhielten ihre erste Einladung in den Wettbewerb, während mit Wang Quan’an auch ein früherer Goldener-Bär-Gewinner zum dritten Mal vertreten war. Der Chinese hatte den Hauptpreis 2007 für Tuyas Hochzeit gewonnen und verfilmte mit Bai lu yuan den gleichnamigen Historienroman von Chen Zhongshi, der wegen expliziter Sexszenen lange Zeit auf dem Index stand.[19] Das über dreistündige Drama spielt zum Ende des chinesischen Kaiserreichs und konzentriert sich auf den Streit zweier Großfamilien in der Provinz Shaanxi und eine junge Frau, die zwischen die Fronten gerät.
Mit drei Beiträgen waren deutsche Filmemacher am häufigsten vertreten. Dabei handelte es sich ausschließlich um Autorenfilmer. Hans-Christian Schmid erhielt bereits seine vierte Einladung in den Wettbewerb, so oft wie kein anderer Regisseur bei der Auflage 2012. In Was bleibt erzählt er von einer deutschen Familie, die sich mit dem Verschwinden der unter Depressionen leidenden Mutter (gespielt von Corinna Harfouch) konfrontiert sieht. Christian Petzold, der zum dritten Mal um den Goldenen Bären konkurrierte, arbeitete für Barbara zum fünften Mal mit der Schauspielerin Nina Hoss zusammen. In dem Drama, das zur Zeit der DDR im Jahr 1980 angesiedelt ist, stellt Hoss eine Ärztin dar, die an ein Provinzkrankenhaus versetzt wird, nachdem sie erfolglos einen Ausreiseantrag gestellt hat. Zum zweiten Mal im Wettbewerb vertreten war Matthias Glasner, der in Gnade wiederholt Jürgen Vogel eine Rolle anvertraute. Das Drama erzählt von einem deutschen Paar (gespielt von Vogel und Birgit Minichmayr), das nach Norwegen auswandert und dort mit der Schuldfrage an einem Verkehrsunfall konfrontiert wird.
Als einzige Filmregisseurin war die Franko-Schweizerin Ursula Meier im Wettbewerb vertreten. In L’enfant d’en haut stellt sie einen zwölfjährigen Jungen (dargestellt von Kacey Mottet Klein) in den Mittelpunkt, der regelmäßig in einem Skihotel auf Raubzüge geht, um seine Beute – vor allem Ski-Ausrüstung von Touristen – zu Geld zu machen. Mit Benoît Jacquot und Frédéric Videau erhielten auch zwei französische Regisseure Einladungen. Basierend auf dem gleichnamigen Roman von Chantal Thomas (ins Deutsche unter dem Titel Leb wohl, Königin! übersetzt) berichtet Jacquots Berlinale-Eröffnungsfilm Les adieux à la reine – aus der Perspektive der Dienerschaft von Versailles – von den ersten Tagen der Französischen Revolution. Videau erzählt in À moi seule von der Entführung eines Mädchens (gespielt von Agathe Bonitzer), dass acht Jahre lang in einem fensterlosen Keller festgehalten wird, ehe diesem die Flucht gelingt. Bence Fliegauf ließ sich für seinen Film Csak a szél von einer Mordserie an Roma in Ungarn inspirieren und erzählt von einer Roma-Familie, die nahe einem Tatort wohnt. Das italienische Brüderpaar Paolo und Vittorio Taviani begleitete für seinen Film Cesare deve morire sechs Monate lang Häftlinge in einem Hochsicherheitstrakt des römischen Gefängnisses Rebibbia, wo diese Proben für das Shakespeare-Stück Julius Cäsar abhielten.
Ergänzt wurden die Beiträge von europäischen Regisseuren durch den Dänen Nikolaj Arcel, den Griechen Spiros Stathoulopoulos, den Portugiesen Miguel Gomes und den Spanier Antonio Chavarrías. Arcel nahm sich in dem Historiendrama En kongelig affære der Beziehung zwischen dem deutschen Arzt und Aufklärer Johann Friedrich Struensee und der dänischen Königin Caroline Mathilde (gespielt von Mads Mikkelsen und Alicia Vikander) an. Stathoulopoulos’ Metéora spielt in den gleichnamigen griechischen Klöstern in Thessalien und rückt die Liebesbeziehung zwischen einem griechischen Mönch (dargestellt von Theo Alexander) und einer russisch-orthodoxen Nonne (Tamila Koulieva) in den Mittelpunkt. Miguel Gomes bediente sich für seinen Film Tabu zahlreicher Anspielungen aus der Filmgeschichte und erzählt – teils in Schwarzweiß-Bildern – von einer sterbenden, alten Portugiesin, die während der Kolonialzeit eine abenteuerliche Liebesgeschichte erlebte. Antonio Chavarrías fertigte mit Dictado einen Psychothriller, der von einem kinderlosen Paar berichtet, das sich der kleinen Tochter eines Selbstmörders annimmt.
Filme aus Asien
Neben Wang Quan’an erhielten zwei weitere Regisseure aus Asien Einladungen in den Wettbewerb. Der philippinische Regisseur Brillante Mendoza (2009 mit dem Regiepreis der Filmfestspiele von Cannes ausgezeichnet) stellt in der französisch-philippinischen Koproduktion Captive – Entführt eine Mitarbeiterin einer humanitären Hilfsorganisation (gespielt von Isabelle Huppert) in den Mittelpunkt, die gemeinsam mit einer Gruppe von Touristen auf der Insel Palawan von der islamistischen militanten Untergrundorganisation Abu Sajaf entführt wird. Der Indonesier Edwin erzählt in Kebun binatang von einer jungen Frau (dargestellt von Ladya Cheryl), die im Zoo von Jakarta von Tierpflegern neben Giraffen oder Elefanten großgezogen wird.
Beiträge aus Nordamerika und Afrika
Aus Nordamerika konkurrierten der US-amerikanische Schauspieler, Filmemacher und Sänger Billy Bob Thornton sowie der kanadische Regisseur Kim Nguyen um den Goldenen Bären. Billy Bob Thornton berichtet in dem Ende der 1960er Jahre spielenden Jayne Mansfield’s Car von zwei Familien aus den USA und Großbritannien, die durch den Tod der gemeinsamen Mutter aufeinander treffen. Nguyen verfilmte mit Rebelle die Geschichte zweier afrikanischer Kindersoldaten, denen die Flucht gelingt. Beide versuchen daraufhin, in ihr Dorf zurückzukehren.
Als einziger Beitrag eines afrikanischen Landes gelangte Aujourd’hui des Franko-Senegalesen Alain Gomis in den Wettbewerb. Darin erahnt ein aus den USA zurückgekehrter Senegalese (gespielt von dem amerikanischen Musiker und Schauspieler Saul Williams) seinen nahen Tod und beginnt daraufhin, seine Familie und Freunde aufzusuchen.
Im offiziellen Kurzfilmwettbewerb waren 27 Filme aus 22 Ländern vertreten, darunter 20 Weltpremieren. Zugelassen waren Spiel-, Dokumentar-, Experimental- und Animationsfilme bis zu einer maximalen Laufzeit von 30 Minuten (inkl. Abspann).[20] Wie im Internationalen Wettbewerb werden auch im Rahmen der Berlinale Shorts Goldene und Silberne Bären durch eine internationale Jury vergeben. Diese bestand 2011 aus der deutschen Schauspielerin Sandra Hüller, die palästinensisch-amerikanische Künstlerin Emily Jacir und der irische Filmemacher David O’Reilly, der 2009 in der Sparte den Hauptpreis für Please Say Something gewonnen hatte. Darüber hinaus vergab die Jury die Nominierung für den besten europäischen Kurzfilm (Prix EFA) und ein Stipendium in Berlin. Eingeladen wurden u. a. die Kurzfilme der Peruanerin Claudia Llosa (Goldener Bär 2009 für Eine Perle Ewigkeit) und des 2010 verstorbenen deutschen Künstlers Christoph Schlingensief.[21] Kuratorin des Programms war Maike Mia Höhne.
In einem Special wurde am 18. Februar 2012 der Episodenfilm Magyarország 2011 (Hungary 2011) gezeigt, der die politische und soziale Situation in Ungarn widerspiegelt. An dem Film waren u. a. Márta Mészáros und Miklós Jancsó beteiligt. Béla Tarr wurde als Gesprächsgast eingeladen.[21]
Kurzfilmwettbewerb
Ad balloon von Lee Woo-jung (Republik Korea, 24 min)
Die Sektion Panorama wurde zum 33. Mal veranstaltet und widmet sich dem internationalen Film (vorzugsweise Arthouse-Kino und Autorenfilm). 2012 wurden 53 Langfilme aus 37 Ländern gezeigt, darunter 20 Dokumentationen sowie 33 Weltpremieren.[23] Zugelassen waren Spiel- und Dokumentarfilme ab 70 Minuten Laufzeit, die innerhalb von zwölf Monaten vor Festivalbeginn fertiggestellt worden waren. Ausländische Produktionen durften auf einem außereuropäischen Festival gezeigt, im Ursprungsland im Fernsehen ausgestrahlt oder über Video-on-Demand vertrieben werden. Europäischen Filmen (ausgenommen deutschen Produktionen) war es erlaubt, im Ursprungsland, auf einem nationalen Festival veröffentlicht oder eine nationale Kinoauswertung erfahren zu haben.[24] Sektionsleiter ist Wieland Speck.
Wo men de gu shi (Our Story – 10-year “Guerrilla Warfare” of Beijing Queer Film Festival) von Yang Yang (China)
Words of Witness von Mai Iskander (Vereinigte Staaten)
Forum
Das Internationale Forum des Jungen Films (kurz: Forum) findet seit 1971 statt und bezeichnet sich selbst als „risikofreudigste Sektion“ der Berlinale. Präsentiert werden Dokumentar- und Spielfilme, darunter Avantgarde-, Experimental- und Essayfilme, Langzeitbeobachtungen und politische Reportagen.[26] Zugelassen waren Filme ab einer Laufzeit von 60 Minuten. Ausländische Produktionen durften auf einem außereuropäischen Festival gezeigt, im Ursprungsland im Fernsehen ausgestrahlt oder über Video-on-Demand vertrieben werden. Europäischen Filmen (ausgenommen deutschen Produktionen) war es erlaubt, im Ursprungsland, auf einem nationalen Festival veröffentlicht oder eine nationale Kinoauswertung erfahren zu haben.[27] Sektionsleiter ist Christoph Terhechte.
Die 42. Auflage des Forums zeigte 38 Filme im Hauptprogramm, davon 26 Welt- und acht internationale Premieren.[28] Parallel existiert seit 2006 das Forum Expanded, das an verschiedenen Orten in Berlin Film- und Video-Installationen präsentiert.
Al Juma Al Akheira (The Last Friday) von Yahya Alabdallah (Jordanien, Vereinigte Arabische Emirate)
Ang Babae sa Septic Tank (The Woman in the Septic Tank) von Marlon N. Rivera (Philippinen)
Bakumatsu Taiyōden (The Sun in the Last Days of the Shogunate) von Yūzō Kawashima (Japan, 1957)
Kino to Ashita no Aida (Between Yesterday and Tomorrow) von Yūzō Kawashima (Japan, 1954)
Suzaki Paradaisu Akashingo (Suzaki Paradise: Red Light) von Yūzō Kawashima (Japan, 1956)
The Connection von Shirley Clarke (Vereinigte Staaten, 1961)
Ornette: Made in America von Shirley Clarke (Vereinigte Staaten, 1985)
Peov Chouk Sor von Tea Lim Koun (Kambodscha, 1967)
Puos Keng Kang (The Snake Man) von Tea Lim Koun (Kambodscha, 1970)
Puthisen Neang Kongrey (12 Sisters) von Ly Bun Yim (Kambodscha, 1968)
Perspektive Deutsches Kino
Die Sektion Perspektive Deutsches Kino wurde zum elften Mal veranstaltet und zeigt aktuelle deutsche Dokumentar- und Spielfilmproduktionen. Zugelassen waren Spiel-, Dokumentar- und Experimentalfilme mit einer Mindestlaufzeit von 20 Minuten. Eine vorherige Teilnahme an einem Filmfestival war kein Ausschlusskriterium.[29] Eröffnet wird die Reihe mit dem Dokumentarfilm Man for a Day von Katarina Peters.[30] Am 10. Januar 2012 wurde das komplette Programm präsentiert, das von der Sektionsleiterin Linda Söffker als „Die DDR war bunt, die Jugend ist kritisch und gute Filme erzählen sich im Kopf zu Ende“ umschrieben wurde.[31]
Diese Berlinale-Sektion (Bis 2006: Kinderfilmfest) zeigt seit 1978 für Kinder und Jugendliche geeignete internationale Filmproduktionen. Zugelassen waren Langfilme mit einer Laufzeit von mindestens 60 Minuten und Kurzfilme mit mindestens 30 Minuten Lauflänge. Ausländische Produktionen durften vorab auf einem außereuropäischen Festival gezeigt, im Ursprungsland im Fernsehen ausgestrahlt oder über Video-on-Demand vertrieben werden. Europäischen Filmen (ausgenommen deutschen Produktionen) war es vorab erlaubt, im Ursprungsland, auf einem nationalen Festival bzw. expliziten Kinder- bzw. Jugendfilmfestival veröffentlicht oder eine nationale Kinoauswertung erfahren zu haben.[32] Als Auszeichnung wird je ein Gläserner Bär von einer Kinder- und Jugendjury an einen Spielfilm und eine Dokumentation vergeben. 2012 werden 58 Kurz- und Langfilme aus 32 Ländern gezeigt. Die Sektionsleiterin Maryanne Redpath umschrieb das Programm mit „Neue Entdeckungen und neugierige Entdecker“.[33]
Seit 1977 werden in Zusammenarbeit mit der Deutschen Kinemathek filmhistorische Retrospektiven auf der Berlinale gezeigt. 2012 wurden unter dem Titel Die rote Traumfabrik über 40 Stumm- und Tonfilme der sowjetischenMeschrabpom-Film und der deutschen Prometheus Film aufgeführt, die zwischen 1922 und 1936 entstanden. Die Stummfilme werden mit Live-Musik von internationalen Künstlern unterlegt.
Eine Werkschau („Hommagen“) widmete sich dem Schaffen der US-amerikanischen Schauspielerin Meryl Streep, die 2012 mit dem Goldenen Ehrenbären für ihr Lebenswerk ausgezeichnet wurde.[9]
Neben der Wettbewerbsjury gab es eine internationale Jury, die das beste Regiedebüt auszeichnete. Aus allen Sektionen beurteilten der deutsche Autor Moritz Rinke, die libanesische Kinoleiterin und Festivalchefin Hania Mroué und der US-amerikanische Schauspieler Matthew Modine die Erstlingswerke. Das Preisgeld in Höhe von 50.000 Euro, das sich Regisseur und Produzent teilen, wurde von der Gesellschaft zur Wahrnehmung von Film- und Fernsehrechten (GWFF) gestiftet.[35]
Im Rahmen der Filmfestspiele fand zum zehnten Mal der Berlinale Talent Campus statt, eine jährliche Initiative zur Nachwuchsförderung. 4382 Bewerbungen aus 137 Ländern wurden eingereicht. 350 Filmschaffende aus ca. 90 Ländern nahmen ab 11. bis 16. Februar 2012 während der Berlinale an Veranstaltungen im Hebbel am Ufer teil. Der sogenannte Score Competition für Nachwuchsfilmkomponisten wurde von dem japanischen Musiker und Komponisten Ryūichi Sakamoto betreut.[36] Weitere Referenten waren die Szenenbildner Alex McDowell, Uli Hanisch und Habib Zargarpour.[37]
Am 17. Februar wurde während der Berlinale zum 26. Mal der schwul-lesbische bzw. Transgender-Filmpreis Teddy Award verliehen. Filme aus allen Berlinale-Sektionen konnten sich für eine Auszeichnung in drei Kategorien (bester Spielfilm, bester Dokumentar-/Essayfilm, bester Kurzfilm) qualifizieren. Der Special Teddy für eine künstlerische Lebensleistung wurde 2012 an die deutsche Regisseurin Ulrike Ottinger und den US-amerikanischen Transvestiten und Schauspieler Mario Montez verliehen.[38]
Parallel zum Festival fand von 9. bis 17. Februar 2012 der European Film Market (EFM) statt, ein Handelsplatz für Produzenten, Verleiher, Filmeinkäufer und Co-Produktionsagenten und traditionell der erste internationale Filmmarkt des Jahres. Als Tagungsort dienten der Martin-Gropius-Bau und das Marriott Hotel am Potsdamer Platz.[39] Gezeigt wurden 750 Filme.[40]
Publikumspreis der Sektion Panorama – Dokumentarfilm: Marina Abramovic The Artist is Present (1. Platz), Call Me Kuchu (2. Platz), La Vierge, les Coptes et Moi (3. Platz)
↑Mike Leigh. In: Internationales Biographisches Archiv 04/2006 vom 28. Januar 2006, ergänzt um Nachrichten durch MA-Journal bis KW 48/2011 (abgerufen via Munzinger Online).