Der größte Teil des Gebiets des späteren Landkreises Königsberg gehörte seit der ostpreußischen Kreisreform von 1752 zum damaligen Kreis Schaaken. Dieser umfasste die alten ostpreußischen Hauptämter Schaaken, Fischhausen und Neuhausen. Im Jahre 1800 hatte der Kreis Schaaken eine Fläche von ca. 1920 km² sowie einschließlich der Stadt Königsberg 106.587 Einwohner.[3][4][5]
Im Rahmen der preußischen Verwaltungsreformen ergab sich mit der „Verordnung wegen verbesserter Einrichtung der Provinzialbehörden“ vom 30. April 1815 die Notwendigkeit einer umfassenden Kreisreform in ganz Ostpreußen, da sich die 1752 eingerichteten Kreise als unzweckmäßig und zu groß erwiesen hatten. Zum 1. Februar 1818 wurde im Regierungsbezirk Königsberg der preußischen Provinz Ostpreußen aus dem östlichen Teil des Kreises Schaaken und dem nördlichen Teil des alten Kreises Brandenburg der neue Kreis Königsberg eingerichtet.
Zum 1. April 1819 wurde das Gebiet der Kirchspiele Lichtenhagen und Mahnsfeld aus dem Kreis Kreuzburg in den Landkreis eingegliedert. Die Stadt Königsberg gehörte nicht zum Landkreis, sondern bildete zusammen mit ihrer nächsten Umgebung einen eigenen Stadtkreis.
Im Mai 1828 wurden die ländlichen Gebiete des Stadtkreises Königsberg in den Landkreis umgegliedert.[6][7]
Seit dem 3. Dezember 1829 gehörte der Kreis zur neuen Provinz Preußen mit dem Sitz in Königsberg i. Pr. Seit dem 1. Juli 1867 gehörte der Kreis zum Norddeutschen Bund und ab dem 1. Januar 1871 zum Deutschen Reich. Nach der Teilung der Provinz Preußen in die neuen Provinzen Ostpreußen und Westpreußen wurde der Landkreis Königsberg i. Pr. am 1. April 1878 Bestandteil Ostpreußens.
Am 23. Oktober 1886 wurde die Besitzung Dichtenwalde aus dem Landkreis Königsberg i. Pr. in den Kreis Preußisch Eylau umgegliedert. Zum 1. Juli 1891 traten die Gutsbezirke Julienhöhe und Willmanns vom Landkreis Königsberg i. Pr. zum Kreis Labiau.
Zum 1. April 1905 wurden die Landgemeinden Ponarth und Tragheimsdorf sowie die Gutsbezirke Karolinenhof, Mühlenhof und Rosenau in die Stadt Königsberg eingemeindet. Am 16. Juni 1927 traten die Landgemeinden Cummerau, Devau, Juditten und Neuhufen sowie die Gutsbezirke Contienen, Friedrichswalde, Großer Exerzierplatz, Maraunenhof, Rathshof und Speichersdorf ebenfalls zur Stadt Königsberg. Am 15. November 1928 wurden die Gutsbezirke Ballieth und Jerusalem sowie am 1. Januar 1929 die Gutsbezirke Groß Holstein und Spandienen in die Stadt Königsberg eingemeindet.
Am 30. September 1929 fand im Landkreis Königsberg i. Pr. entsprechend der Entwicklung im übrigen Freistaat Preußen eine Gebietsreform statt, bei der alle bisher selbstständigen Gutsbezirke aufgelöst und benachbarten Landgemeinden zugeteilt wurden. Entsprechend der Umbenennung der Stadt Königsberg führte auch der Landkreis ab 9. Januar 1936 den amtlichen Namen Königsberg (Pr).
Amtssitz war bis 1880 Schaaken, als in Königsberg das Gebäude in der Königstraße 56 erworben wurde. Eine Adelsfamilie hatte es um 1700 als Stadtwohnung gebaut. Es war etwa 30 m breit und stand wie die benachbarte Kreissparkasse unter Denkmalschutz. Die zum oberen Stockwerk führende Eichenholztreppe war mit Jagdmotiven, Ranken und Blättern reich verziert. Der Ankauf von Gelände schaffte ausreichend Platz für die bauliche Erweiterung. Nach dem Ersten Weltkrieg nahmen die Aufgaben der Kreisverwaltung ständig zu. 1939 umfassten die staatlichen und kommunalen Abteilungen fast 200 Bedienstete.[15]
Der Landkreis gliederte sich zunächst in Landgemeinden und – bis zu deren nahezu vollständigem Wegfall – in Gutsbezirke. Mit Einführung des preußischen Gemeindeverfassungsgesetzes vom 15. Dezember 1933 gab es ab dem 1. Januar 1934 eine einheitliche Kommunalverfassung für alle Gemeinden. Mit Einführung der Deutschen Gemeindeordnung vom 30. Januar 1935 trat zum 1. April 1935 die im Deutschen Reich gültige Kommunalverfassung in Kraft, wonach die bisherigen Landgemeinden nun als Gemeinden bezeichnet wurden. Diese waren in Amtsbezirken zusammengefasst. Eine neue Kreisverfassung wurde nicht mehr geschaffen; es galt weiterhin die Kreisordnung für die Provinzen Ost- und Westpreußen, Brandenburg, Pommern, Schlesien und Sachsen vom 19. März 1881.
Gemeinden
Der Landkreis Königsberg umfasste am Ende seines Bestehens am 31. März 1939 109 Gemeinden und zwei unbewohnte Gutsbezirke:.[8][12]
Leopold Krug: Die Preussische Monarchie; topographisch, statistisch und wirthschaftlich dargestellt. Nach amtlichen Quellen. Teil I: Provinz Preussen. Berlin 1833, S. 42–105.
Adolf Schlott: Topographisch-statistische Uebersicht des Regierungs-Bezirks Königsberg, nach amtlichen Quellen. Hartung, Königsberg 1861, S. 128–140.
Preußisches Finanzministerium: Die Ergebnisse der Grund- und Gebäudesteuerveranlagung im Regierungsbezirk Königsberg: Berlin 1966, Kreis Königsberg (Landkreis), S. 1–51.
Königliches Statistisches Bureau: Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Preussen und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871 bearbeitet und zusammengestellt. Berlin 1874, S. 28–41.
Paul Gusovius (Hrsg.): Der Landkreis Samland. Ein Heimatbuch für die ehemaligen Landkreise Königsberg und Fischhausen. Holzner, Würzburg 1966 (Ostdeutsche Beiträge aus dem Göttinger Arbeitskreis 38, ISSN0474-8204; Der Göttinger Arbeitskreis Veröffentlichung 343).
↑Michael Rademacher: Stadt- und Landkreis Königsberg. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. Abgerufen am 1. Januar 1900
↑Max Toeppen: Historisch-comparative Geographie von Preussen. Gotha: Perthes 1858, Seite 320.
↑Ludwig von Baczko: Handbuch der Geschichte, Erdbeschreibung und Statistik Preussens, Band 2. Friedrich Nicolovius, Königsberg und Leipzig 1803, S.24 (google.de).
↑Topographische Übersicht des Verwaltungsbezirks der Königlichen Preussischen Regierung zu Königsberg in Preussen. Heinrich Degen, Königsberg 1820, Ortschaftsverzeichnis des Stadtkreises Königsberg, S.75 (Digitalisat).
↑Christian Gottfried Daniel Stein: Handbuch der Geographie und Statistik des preußischen Staats. Vossische Buchhandlung, Berlin 1819, Der Regierungsbezirk Königsberg (Digitalisat [abgerufen am 9. September 2020]).
↑Königliches Statistisches Bureau (Hrsg.): Mittheilungen des Statistischen Bureau's in Berlin, Band 2. Einwohnerzahlen der Kreise. S.304 (Digitalisat).
↑ abcdefMichael Rademacher: Ostpreußen – Kreis Heiligenbeil. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. Abgerufen am 1. Januar 1900
↑ abcdeRolf Straubel: Biographisches Handbuch der preußischen Verwaltungs- und Justizbeamten 1740–1806/15. In: Historische Kommission zu Berlin (Hrsg.): Einzelveröffentlichungen. 85. K. G. Saur Verlag, München 2009, ISBN 978-3-598-23229-9.