Menschen im Hotel (1932)
Menschen im Hotel (Originaltitel: Grand Hotel) ist der erste Spielfilm mit Starbesetzung, die unter anderem Greta Garbo, Joan Crawford und John Barrymore umfasste. Regie führte Edmund Goulding. Der Film wurde am 12. April 1932 in den US-Verleih gebracht und basiert auf dem gleichnamigen Bühnenstück von Vicki Baum. In Deutschland erschien der Film am 14. Februar 1933.[1] HandlungDie verwickelte Handlung schildert die verwobenen Schicksale mehrerer Menschen, die sich Ende der 1920er Jahre im Grand Hotel von Berlin aufhalten und deren Lebensläufe sich während 24 Stunden immer wieder treffen und überkreuzen. Unter den Blicken von Dr. Otternschlag, der seit einer Kriegsverletzung seinen ständigen Aufenthalt im Hotel genommen hat, beginnt der Film nach einer kurzen Vorstellung der meisten Protagonisten mit dessen Bemerkung
Kurz danach treffen die einzelnen Hauptpersonen ein. Grusinskaya war vor der Oktoberrevolution eine der berühmtesten Ballerinen in Russland. Jetzt ist sie über den Zenit ihrer Karriere hinaus und leidet unter nervöser Anspannung. Sie hat erneut eine Vorstellung abgebrochen und ihr Impresario droht mit Schadensersatzklagen. Gleichzeitig mit ihr trifft Baron von Gaigern ein, ein Lebemann, der sich mit Diebstählen über Wasser hält und dessen Spielschulden ihn in Konflikt mit seinen Gläubigern gebracht haben. Er hat die Absicht, die wertvolle Perlenkette der Grusinskaya zu stehlen. Direktor Preysing befindet sich im Hotel, um mit möglichen künftigen Teilhabern seiner Firma zu verhandeln, ohne deren Kapital seine Firma vom Bankrott bedroht ist. Er ruft die Stenotypistin Flämmchen zu sich, um ihr einige Briefe zu diktieren. Diese deutet an, gegen entsprechende Gegenleistungen, auch zu mehr bereit zu sein, als nur Briefe zu tippen. Zur selben Zeit trifft Herr Kringelein, Angestellter der Preysingschen Firma, im Hotel ein. Er hat von seiner unheilbaren Krankheit erfahren. Mit seinen Ersparnissen will er seine letzten Tage im Luxus genießen. An der Bar lernt er Baron von Gaigern kennen. Nach einem Kartenspiel bestiehlt der Baron Kringelein um seinen erheblichen Gewinn und die Ersparnisse, doch lässt er sich von der Verzweiflung des Mannes rühren und gibt das Geld direkt wieder zurück. Kurz vorher haben sich der Baron und Flämmchen kennengelernt. Flämmchen ist von dem weltmännischen Herrn, der sie mit Respekt und Wohlwollen behandelte, tief beeindruckt. Von Gaigern stellt Flämmchen Kringelein vor, die sich im weiteren Verlauf anfreunden. Kringelein konfrontiert unterdessen Preysing mit dessen moralischen Fehlern. Grusinskaya will derweil aus dem Leben scheiden, da sie den Anforderungen der Welt nicht mehr zu genügen scheint. Nach der abgebrochenen Vorstellung, noch im Ballettkostüm, ist sie bereit, Schlaftabletten zu nehmen. Baron von Gaigern, der über das Fenstersims in ihr Zimmer eingedrungen war, gibt ihr im Laufe eines Gesprächs neuen Lebensmut – und ihr das bereits entwendete Perlenhalsband zurück. Beide verlieben sich und wollen gemeinsam am nächsten Tag an die Riviera fahren. Das Angebot der Grusinskaya, ihm das dringend benötigte Geld zu geben, lehnt der Baron ab und versucht es stattdessen mit einem Einbruch bei Preysing. Preysing ertappt den Einbrecher und während eines Handgemenges erschlägt er den Baron. Verzweifelt versucht Preysing, Kringelein als Zeugen entweder zu erpressen oder zu bestechen, dieser bleibt jedoch korrekt und meldet den Vorfall. Am nächsten Morgen reist die Grusinskaya, deren Umfeld ihr den Mord am Baron verschweigt, mit neuem Lebensmut zu ihrem nächsten Auftritt in Wien, in der Hoffnung, am Bahnhof den Baron zu treffen. Flämmchen und Kringelein fahren gemeinsam nach Paris, wo es dem Vernehmen nach eine neue Behandlungsmethode für Kringeleins Leiden geben soll. Der Film endet wie er begonnen hat mit den Worten von Dr. Otternschlag
HintergrundVicki Baums einige Jahre zuvor erschienener Roman Menschen im Hotel war zu einem internationalen Erfolg geworden. Eine Bühnenfassung wurde ebenfalls sehr erfolgreich und MGM kaufte die Filmrechte für knapp 35.000 Dollar. Ab Mitte 1931 begannen die Planungen für die Verfilmung und Irving Thalberg beschloss, in Abkehr von den bislang üblichen Strategien, alle Rollen in dem Film mit namhaften Stars zu besetzen. War Greta Garbo von Anfang an gesetzt, so war der Rest der Besetzung eher volatil. Zunächst sollten John Gilbert und dann Clark Gable den Baron von Gaigern spielen. Für die Rolle des Kringelein war Buster Keaton im Gespräch. Joan Crawford war zunächst nicht begeistert, eine Nebenrolle in einem Greta-Garbo-Streifen zu spielen, doch am Ende ließ sie sich überzeugen und gab eine der besten Darstellungen ihrer Karriere als ambitionierte Frau, die den widrigen Umständen mit allen Mitteln entkommen will. Im Verlauf der Handlung spricht Greta Garbo einen der berühmtesten Filmsätze überhaupt:
Ihre Darstellung einer verzweifelten, von Weltschmerz und Melancholie geplagten Künstlerin wurde damals als Epitom der Schauspielkunst gefeiert. Berühmt wurden die Szenen, in denen sie ihren Schmuck, ihre Ballettschuhe und andere Gegenstände zärtlich liebkost und über die Vergänglichkeit von Ruhm und Zeit philosophiert. Später hat sie mit John Barrymore einige Sequenzen, die ebenfalls oft zitiert werden, um das Geheimnis von Greta Garbos Schauspielkunst zu dokumentieren. Die Autorin Rachel Gallagher schreibt in ihrem Roman The Girl Who Loved Garbo über die Szenen (zitiert in Barry Paris Garbo, S. 314):
Der Erfolg zog eine ganze Reihe von Folgeproduktionen mit Starbesetzung nach sich, die möglichst viele Topstars in eine Handlung zu integrieren suchten. Bekannte Beispiele waren Wenn ich eine Million hätte, Nachtflug und Dinner um acht. SynchronisationEs existieren drei deutsche Synchronfassungen, eine für die Erstaufführung, eine für die BRD und eine für die DDR. Die erste entstand 1933 bei MGM in Hollywood, wie viele frühe Synchronisationen. Die Dialogregie führte vermutlich Edgar G. Ulmer. Die zweite entstand 1954 im MGM Synchronisations-Atelier und die dritte 1985 im DEFA Studio für Synchronisation, Berlin.
KinoauswertungMenschen im Hotel kostete mit 700.000 US-Dollar kaum mehr als eine etwas teurere Produktion von MGM. An der Kinokasse entwickelte sich der Film dank einer wahren Publicityschlacht zum größten Kinoerfolg des Jahres. In den USA spielte er die hohe Summe von 1.235.000 US-Dollar ein und brachte es außerhalb der USA auf weitere 1.359.000 US-Dollar, was einem kumulierten Einspielergebnis von insgesamt 2.594.000 US-Dollar entsprach. Mit einem Profit von 947.000 US-Dollar trug Menschen im Hotel entscheidend dazu bei, dass MGM 1932 trotz der Weltwirtschaftskrise über 8 Mio. US-Dollar Gewinn erwirtschaftete. AuszeichnungenDer Film gewann auf der Oscarverleihung 1932 den Preis in der Kategorie: Im Jahr 2007 wurde der Film in das National Film Registry aufgenommen. KritikMordaunt Hall, Kritiker der New York Times, war voll der Begeisterung in seiner Rezension:
Mit einigen Jahrzehnten Abstand meinte das Lexikon des internationalen Films:
Als der Film 22 Jahre nach seiner Uraufführung wieder im Kino zu sehen war, gelangte der Evangelische Film-Beobachter zu folgender Einschätzung:
Weblinks
Einzelnachweise
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