Das Unternehmen wurde von ehemaligen Mitarbeitern der Duesenberg Motors Corporation (DMC) gegründet, die im Ersten Weltkrieg in Elizabeth und Poughkeepsie (New York) überwiegend Flugzeugmotoren gebaut hatte. In der Folge gelangten die Rechte am großvolumigen Duesenberg-VierzylindermotorWalking Beam an die Rochester Motors Company, Inc. Richelieu war einer der Kunden, welche diese Rochester-Duesenberg genannten Motoren verwendeten.[1] Leitende Mitarbeiter von Rochester waren im Vorstand vertreten und es scheint, dass der Motorenbauer versucht hat, über diesen Autobauer den Absatz seiner Motoren anzukurbeln. Richelieu war der jüngste und letzte Hersteller, der Automobile mit solchen Motoren auf den Markt brachte.[2]
Präsident der Richelieu Motor Car Corporation war der ehemalige DMC-Verkaufsleiter N. G. Rost, Vizepräsident William Beckman, Fred Duesenbergs ehemaliger Assistent in der DMC. Der weitere Vorstand setzte sich aus Bankern und Investoren zusammen. Die Gründung erfolgte im Oktober 1921 und die Vorstellung des einzigen Modells Richelieu T-85 am New Yorker Automobilsalon Ende November des gleichen Jahres.[1] Es scheint, dass einer der Kapitalgeber Newton Van Zandt war, der zuvor mit wenig Erfolg und oft dubiosen Methoden die Revere Motor Car Corporation und die Duesenberg Automobile & Motors Corporation geleitet hatte. ReVere war ein Mitbewerber, der ebenfalls Duesenberg-Motoren verwendete. Es wird nicht ausgeschlossen, dass Van Zandt heimlich einen ReVere nach Asbury Park brachte und diesen dort ohne Wissen von Revere als Blaupause für den T-85 verwendete.[3]
Der T-85 war anfangs nur als viertüriger Touring mit einer Karosserie von Fleetwood erhältlich.[4] Das Design war sportlich-europäisch ausgerichtet. Der Radstand betrug 3327 mm (131 Zoll). Mit der vernickelten, oben gerundeten Kühlereinfassung erinnerte der Richelieu an große Fiat-Modelle. Er hatte eng geschnittene Kotflügel und kein durchgehendes Trittbrett. Stattdessen gab es zu jeder der vier Türen eine vernickelte Trittstufe. Drahtspeichenräder, große, trommelförmige Scheinwerfer und eine horizontal geteilte Windschutzscheibe vervollständigten die Ausstattung. Die 85 bhp (63,4 kW) boten eine zu ihrer Zeit mehr als ausreichende Leistung; die Rennversion, von der er abgeleitet worden war, hatte 100 bhp (74,6 kW).[1]
Allerdings war der geforderte Preis von US$ 3950,- für den Viersitzer beachtlich: Der Richelieu war ein Luxusauto und teurer als die etablierte Konkurrenz, z. B. von Peerless oder Packard.
Für 1923 gab es mehr Karosserievarianten, alle wiederum von Fleetwood produziert. Zum Touring kam ein zweisitziger Roadster, je zu US$ 4200,-, und neu war auch ein siebensitziger Sedan zu US$ 6000,-. Nach einer Quelle wurde Richelieu nach anhaltenden finanziellen Schwierigkeiten von einem lokalen Karosseriebauunternehmen, der United Body Company in Rahway (New Jersey) übernommen, welches auch die letzten Karosserien lieferte. United Body hatte als einer der Zulieferer von Locomobile-Werkskarosserien und mit Einzelanfertigungen für verschiedene europäische Marken (Mercedes, Renault, Rolls-Royce) Erfahrung mit dem Markt für Oberklasse-Automobile.[5] Es zeigte sich bald, dass Richelieu nicht stark genug war, um die Anfang der 1920er-Jahre eingetretene Wirtschaftskrise zu überstehen. Im Februar 1923 musste das Unternehmen seine Zahlen offenlegen. Schulden von US$ 46.851,- standen demnach Werte von US$ 2723,- gegenüber.[1] Über United Body ist nicht viel bekannt. Das unternehmen schein noch bis Anfang der 1930er jahre in Poughkeepsie (New York) bestanden zu haben.
Eine Gruppe von Geschäftsleuten um den Konstrukteur Salvatore Barbarino erwarb Maschinen und Anlagen der insolventen Richelieu Motor Car Corporation und organisierte daraus im Herbst 1923[1] die Advance Motors Corporation mit Sitz in Stamford (Connecticut).[6] Geplant war die Produktion eines leichten und luxuriösen Sportwagens, den Barbarino entworfen hatte und der unter diesem Namen in großen Stückzahlen gebaut werden sollte. Das Fahrzeug war mit einem Radstand von 110 Zoll (2794 mm) deutlich kleiner als der Richelieu. Es erhielt einen überarbeiteten Vierzylindermotor von LeRoi und innovative Vierradbremsen, die über Kabel betätigt wurden.[7]
Es kam zu einem Streit unter den Investoren. Advanced Motors wurde bis Ende 1923 untersagt, weitere Aktien auszugeben.[7] 1924 wurde das Unternehmen als Barbarino Motor Car Corporation mit Sitz in Port Jefferson (New York) ohne Salvatore Barbarino neu organisiert. Präsidenten dieser Gesellschaft waren kurz nacheinander Buell Alvord und Walter L. Adams.[7]
Weniger als zehn Barbarino-Automobile wurden bis zur erneuten und endgültigen Insolvenz 1925 hergestellt. Als Produktionsort wird weder Stamford noch Port Jefferson, sondern Brooklyn genannt.[7]
Salvatore Barbarino betrieb später eine Autoreparaturwerkstatt in Brooklyn.[7]
Autohersteller mit Rochester-Duesenberg Motor
Bis weit in die 1920er Jahre verkaufte Rochester diese Motoren als Rochester-Duesenberg an eine Reihe kleiner und exklusiver Automobilhersteller:
Ein erhalten gebliebenes Fahrzeug, das in älterer Literatur irrtümlich der Marke Biddle (Philadelphia, Pennsylvania; 1915–1922).[20] zugeordnet worden ist, wird nun als Argonne gesehen.[16]
Literatur
Beverly Rae Kimes (Hrsg.), Henry Austin Clark jr.: Standard Catalog of American Cars 1805–1942. Krause Publications, Iola WI, 1996; ISBN 0-87341-428-4.
Fred Roe: Duesenberg - The Pursuit of Perfection. Dalton Watson Ltd., Publishers, London W1V 4AN, England, 1982, ISBN 0-90156-432-X.
Don Butler: Auburn Cord Duesenberg. Crestline Publishing Co., Crestline Series, 1992, ISBN 0-879-38701-7.
Jon M. Bill: Duesenberg Racecars & Passenger Cars Photo Archive. Auburn Cord Duesenberg Museum (Hrsg.), Iconografix, Hudson WI, Photo Archive Series, ISBN 1-58388-145-X.
Beverly Rae Kimes: Pioneers, Engineers, and Scoundrels: The Dawn of the Automobile in America. Hrsg. SAE (Society of Automotive Engineers) Permissions, Warrendale PA, 2005; ISBN 0-7680-1431-X.