Anfang Juni 1956 feierten die Honoratioren der Stadt Palermo bei einer Festveranstaltung das 50-jährige Bestehen der Targa Florio. Besonders geehrt wurde der Gründer Vincenzo Florio, der 1956 als 73-Jähriger noch immer dem Organisationskomitee vorstand. Dass die Targa Florio nach nur einem Jahr den Status als Weltmeisterschaftslauf der Sportwagen-Weltmeisterschaft wieder verlor, lag vor allem an Florio’s Eigensinn. Eine der Folgen des Unfalls beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans 1955, war der Wunsch der Funktionäre der Commission Sportive Internationale, die Renndistanzen der Straßenrennen zu verkürzen. 1955 fuhren die Teilnehmer der Targa Florio 13 Runden à 72 Kilometer. Stirling Moss und Peter Collins legten bei ihrer Siegesfahrt im Mercedes-Benz 300 SLR 936 Kilometer zurück und benötigten dafür 9:43:14 Stunden. Das war der CSI zu lange und sie forderten Florio auf, wieder zu den ursprünglichen acht Runden zurückzukehren. Florio schlug als Kompromiss zehn Runden vor, was der CSI immer noch zu viel war. Er beharrte nach einigem Hin und Her auf seinem Vorschlag, dem die CSI am Ende nicht zustimmte. Den Entzug des Weltmeisterschaftsstatus nahm Florio ungerührt zur Kenntnis, da die Veranstaltung aus seiner Sicht weit schlimmere Krisen überstanden hatte.[1]
Trotz der langen Distanz bestanden einige Fahrer darauf, das Rennen als Alleinfahrer bestreiten zu dürfen, ein Vorgang, der vom sportlichen Reglement der Targa Florio gedeckt war. In der Sportwagen-Weltmeisterschaft waren solche Alleingänge nicht mehr möglich. Auch dieser Umstand war ein Streitgegenstand zwischen Florio und der CSI.
Die Anfangsphase dominierte Eugenio Castellotti im Ferrari, ehe er in der vierten Runde mit einer gebrochenen Kardanwelle aufgeben musste. Danach übernahm Umberto Maglioli im Werks-Porsche die Führung, da der Mitfavorit Piero Taruffi Probleme mit dem Treibstofftank seines Maserati hatte. Ein aufgewirbelter Stein hatte zu Beginn des Rennens ein kleines Leck in den Tank geschlagen, wodurch beständig Benzin austrat. Vor dem ersten Tankstopp blieb der Wagen auf der Strecke ohne Treibstoff stehen und Taruffi erbat sich von den Zuschauern Benzin für die Weiterfahrt. Beim Stopp gelang es den Mechanikern dann das Loch zu schließen, allerdings war bereits viel Zeit verloren gegangen und die Chance auf den Gesamtsieg bereits entglitten.
Den Nachteil keinen ihn ablösenden Fahrer zu haben, bekam Umberto Maglioli zu spüren, als Luigi Villoresi nach seinem Ausfall in den Wagen von Giulio Cabianca wechselte. Villoresi hatte sich fast eine Stunde ausgeruht, bevor er sich ans Steuer des Osca MT4 setzte. Während Maglioli bis zur völligen Erschöpfung weiterfahren musste, holte der ausgeruhte Villoresi am Rennende stark auf. Im Ziel lag er allerdings noch immer 13 Minuten hinter Maglioli und musste sich mit dem zweiten Endrang zufriedengeben. Schnellster Fahrer in der zweiten Hälfte des Rennens war Taruffi, der bis auf zwei Minuten an Cabianca und Villoresi herankam und Dritter wurde.
Italien Luigi Bellucci Italien Vincenzo Sorrentino
Maserati A6GCS/53
Nicht gestartet
51
TS bis 1.3
18
Italien Emanuele Trapani
Italien Emanuele Trapani Italien R.Dagnino
Fiat 1100/103 TV
1
52
S bis 1.1
72
Italien Soldano Fratelli
Italien Francesco Soldano Italien Armando Soldano
Gilco Cisitalia 1100 Sport
2
53
S über 2.0
110
Italien Scuderia Ferrari
Belgien Olivier Gendebien Deutschland Hans Herrmann
Ferrari 860 Monza
3
1 nicht gestartet
2 nicht gestartet
3 Unfall im Training
Nur in der Meldeliste
Hier finden sich Teams, Fahrer und Fahrzeuge, die ursprünglich für das Rennen gemeldet waren, aber aus den unterschiedlichsten Gründen daran nicht teilnahmen.
Schnellste Rennrunde: Eugenio Castellotti – Ferrari 860 Monza (#112) – 0:44:54,000 = 96,213 km/h
Rennserie: zählte zu keiner Rennserie
Literatur
Peter Higham: The Guinness Guide to International Motor Racing. A complete Reference from Formula 1 to Touring Car. Guinness Publishing Ltd., London 1995, ISBN 0-85112-642-1.
Pino Fondi: Targa Florio – 20th Century Epic. Giorgio Nada Editore Vimodrone 2006, ISBN 88-7911-270-8.
Alain Bienvenu: Endurance. 50 ans d’histoire. Band 1: 1953–1964. Éditions ETAI, Boulogne-Billancourt 2004, ISBN 2-7268-9327-9.