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HIER WOHNTE KURT SCHROETER JG. 1882 DEPORTIERT 1943 AUSCHWITZ ERMORDET 2.1.1944
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Gröbenzell, Bahnhofstraße 3
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Kurt Schroeter wurde am 5. März 1882 als Kurt Schlesinger in Berlin geboren. Seine Eltern waren Albert Bernhard Schlesinger und Valerie, geborene Solmsen. Er hatte einen jüngeren Bruder, Erich. Die Familie besaß eine Perlmuttfabrik in Berlin-Charlottenburg. Ab seinem elften Lebensjahr bekam er Privatunterricht, der auch Geigenunterricht und ein Studium der Musik mit einschloss. Ab 1900 studierte er in der Technischen Universität Berlin Maschinen- und Ingenieurwissenschaft mit der Fachrichtung Elektrotechnik. Im Jahre 1907 schloss er das Studium erfolgreich ab. Er arbeitete danach beim Verband Deutscher Elektrotechniker. Nachdem er mit einem befreundete Pianisten ein Konzert ohne Noten nachspielte, entschied er sich, Musiker zu werden. Er ließ sich von Carl Flesch zum Konzertmeister ausbilden. 1912 heiratete Schlesinger Ilse Marie Johanna Charlotte von Voigts-Rhetz, dafür legte er den jüdischen Glauben ab, die Familie seiner Frau wiederum war mit der Heirat "unter Stand" nicht einverstanden. Das Paar hatte zwei Töchter: Marianne (geboren 1913) und Sigrid (geboren 1920). Im Juni 1920 wurde Kurt Schlesinger von Berta Schroeter adoptiert und nahm ihren Namen an. 1919 hatte er eine Violinausbildung am Stern’schen Konservatorium der Musik bei Siegfried Eberhardt begonnen, ab September 1920 lehrte er für zwei Jahre an diesem Konservatorium, 1926 schloss er die Ausbildung ab. Im Jahr 1923 zog die Familie nach Gröbenzell, in eine dort erworbenen Villa. Schroeter wurde selbstständiger Violinenlehrer in Gröbenzell und Umgebung, er lehrte im Landschulheim Marquartstein, in Augsburg und in München. Er machte sich einen internationalen Ruf und veröffentlichte 1924 „Flesch/Eberhardt. Naturwidrige oder natürliche Violintechnik“. 1931 druckte die Monatsschrift „Die Musik“ Kurt Schroeters Artikel „Die Kunst des Geigens als Urbild der Lebenskunst“. Am 10. Februar 1936 wurde Schroeter aus der Reichsmusikkammer ausgeschlossen, damit konnte er auch nicht mehr unterrichten und der Familie wurde die Lebensgrundlage genommen. Die Zeitschrift „Der Nervenarzt“ publizierte im Juli 1936 seinen Artikel „Die Indisposition und ihre Behandlung“. In der Folge emigrierte Schroeter in die Niederlande, um in Amsterdam als Konzertmeister und Violinpädagoge wieder Fuß zu fassen. Dort lebte er zuerst versteckt bei einem Bekannten, später halb-legal an verschiedenen Adressen.[3] Seine Frau reichte 1941 die Scheidung ein, um so den Besitz vor den Nationalsozialisten zu retten. Von September 1942 bis Januar 1943 schrieb Schroeter für seine Kinder Tagebuch, in dem er von der Hilfsbereitschaft niederländischer Freunde schrieb, aber auch von den vermehrten Übergriffen auf Juden. Am 16. August 1943 wurde Kurt Schroeter bei einer Razzia auf offener Straße verhaftet und in die Sammelstelle "Jüdisches Theater" gebracht. Dort musste er einige Wochen bis zu seiner Deportation in das Konzentrationslager Vught-’s-Hertogenbosch verbringen. Im KZ wurde er am 9. September 1943 mit der Häftlingsnummer 7174 registriert. Am 15. November 1943 wurde er in das KZ Auschwitz deportiert und dort mit der Häftlingsnummer 163397 registriert. Er wurde Ende 1943 in das Quarantänelager B II verlegt, wo "Altersschwäche" diagnostiziert wurde. Kurt Schroeter verlor in der Nach von 2. auf den Januar 1944 sein Leben. An diesem Tag wurden 141 Häftlinge des Männerlagers für die Gaskammern selektiert, Kurt Schroeter war unter ihnen.[4][5]
Seine geschiedene Frau bekam verschlüsselte Informationen von einem Freund, sie glaubte, er wäre wegen unerlaubter ärztlicher Tätigkeiten verhaftet worden. Am 20. Dezember 1943 bat sie schriftlich den Reichskommissar der besetzten Niederländischen Gebiete um Begnadigung, doch da war ihr Mann schon im Vernichtungslager Auschwitz.[6]
Seine Tochter Marianne wurde Übersetzerin, emigrierte 1936 nach Schweden und kehrte 1952 nach Berlin zurück. Sie starb 1974. Seine Tochter Sigrid emigrierte 1935 in die Schweiz, wo sie 199 verstarb. Ilse Schroeter starb 1968.[7]
Die Verlegung des Stolpersteines war ursprünglich vom Gemeinderat Gröbenzell abgelehnt worden.[8]
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