Jean Perrin studierte an der École normale supérieure in Paris. Nach seinem Abschluss 1894 arbeitete er dort als wissenschaftlicher Assistent und promovierte im Jahr 1897 mit der Schrift Rayons cathodiques et rayons de Röntgen. Études expérimentales.[1] Er wechselte anschließend an die Sorbonne und lehrte dort von 1910 bis 1940 als Professor[2]. Nach dem Einmarsch der Deutschen flüchtete er in die USA, wo er sich in New York City für die Etablierung einer französischen Exiluniversität einsetzte, die in der Gründung der École libre des hautes études (ELHE) mündete, aus der später auch die Gründung der École des hautes études en sciences sociales (EHESS) in Paris resultierte. Jean Perrin verstarb am 17. April 1942. Seine sterblichen Überreste wurden 1948 vom Kriegsschiff Jeanne d'Arc nach Frankreich überführt und im Panthéon beigesetzt.
Sein Sohn Francis Perrin (1901–1992) war ebenfalls Physiker.
Werk
Die ersten Arbeiten Perrins, die während seiner Promotionszeit begannen, beschäftigten sich mit Kathodenstrahlen und Röntgenstrahlen, wobei er unter anderem zeigen konnte, dass es sich bei den Kathodenstrahlen um negativ geladene Teilchen handelt. Weitere Arbeiten behandelten die Fluoreszenz, den Zerfall von Radium sowie die Schallerzeugung und -ausbreitung. Unter anderem entwickelte er die Perrin-Röhre, mit der er erstmals in einwandfreier Weise die negative Ladung der Kathodenstrahlen nachwies. Darüber hinaus lässt sich mit ihr die Größenordnung der spezifischen Elementarladung bestimmen.
Seine bekanntesten Arbeiten beschäftigen sich mit den Eigenschaften von Kolloiden, mit der Untersuchung der brownschen Bewegung der gelösten Teilchen konnte er die Berechnungen und Vorhersagen Albert Einsteins bestätigen, nach der die gelösten Teilchen den Gasgesetzen gehorchen. Durch eine genaue Analyse konnte er zudem die Avogadro-Konstante bestimmen – das Ergebnis stand im Einklang mit anderen Bestimmungen der Konstante und war ein entscheidender Beleg für die Teilchennatur der Materie.
Er wurde 1926 mit dem Nobelpreis für Physik „für seine Arbeiten über die diskontinuierliche Struktur der Materie, besonders für seine Entdeckung des Sedimentationsgleichgewichts“ ausgezeichnet.
Er gründete 1936 den Vorläufer der offiziell 1939 gegründeten nationalen französischen Forschungsgesellschaft CNRS, die Caisse national de science.[3]
Der Asteroid (8116) Jeanperrin wurde 1996 nach ihm benannt.[5]
Schriften (Auswahl)
Bücher
Oeuvres Scientifique de Jean Perrin, Paris 1950
Rayons catholdiques et rayons de Röntgen; étude expérimentale, Gauthier-Villars 1897
Les Principes. Exposé de thermodynamique. 1901
Traité de chimie physique., Band 1: Les principes, Paris: Gauthier-Villars 1903
Les Preuves de la réalité moléculaire. 1911
Les atomes, Paris: F. Alcan 1913
Deutsche Übersetzung: Die Atome, Dresden, Leipzig: Steinkopf 1914
Matière et Lumière. 1919
Lumière et réactions chimiques, Paris, Gauthier-Villars, 1926
Les Éléments de la physique. 1929
L'Orientation actuelle des sciences. 1930
Les Formes chimiques de transition. 1931
La Recherche scientifique. 1933
Grains de matière et grains de lumière. 1935
L'Organisation de la recherche scientifique en France. 1938
À la surface des choses. 1940–1941
La Science et l'espérance. 1948
Fachartikel
Nouvelles propriétés des rayons cathodiques. Comptes rendus, Acad. Sci., Band 121, 1895, S. 1130–1134
Application des rayons de Röntgen à la mesure des forces électromotrices de contact. Comptes rendus, Band 124, 1897, S. 496–498
Rayons cathodiques et rayons de Röntgen. Doktorarbeit, Paris, 1897.
Rayons cathodiques et rayons de Röntgen. Étude expérimentale. Annales du chimie et physique, Band 11, 1897, S. 496–555
Mouvement Brownien et realite moleculaire, Annales de chimie et de physique, Band 18, 1909, S. 1–114 (Zusammenfassung seiner Arbeiten zur Brownschen Bewegung)
von Julius Donau ins Deutsche übersetzt (Die Brown'sche Bewegung und die wahre Existenz der Moleküle, Dresden, Leipzig: Steinkopf 1910) und von Frederick Soddy ins Englische (Brownian movement and molecular reality, London: Taylor and Francis 1910)