Der Mercedes-Benz W 10, genannt Mannheim 350, ersetzte 1929 den Typ 350. Die von Ferdinand Porsche stammende Konstruktion war von Hans Nibel überarbeitet worden. Oftmals werden die Cabriolet-Modelle des Typs W 10 auch einfach Mercedes Roadster genannt.
Die prinzipielle Konstruktion entspricht zwar dem Vorgängermodell, aber der Wagen hat einen um 230 mm kürzeren Radstand und ist etwas leichter. Neben einem Tourenwagen, einer viertürigen Limousine und einer Pullman-Limousine gab es auch noch ein Cabriolet D.
Auch den Motor, ein seitengesteuertes Sechszylinder-Reihenaggregat mit 3444 cm³ Hubraum, wurde vom Vorgänger übernommen. Im neuen Wagen entwickelt er 70 PS (51 kW) und treibt über ein Dreiganggetriebe mit Mittelschaltung die Hinterräder an. Eine andere Bezeichnung des Wagen ist daher auch „14/70 PS“. Beim Fahrwerk setzte man wie bereits bei den Vorgängern auf die Standardbauweise mit U-Profilrahmen, Starrachsen und Halbelliptik-Blattfedern. Alle vier Räder haben Seilzugbremsen. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 95 km/h.
Typ Mannheim 370 (1929–1935)
Parallel zum Typ Mannheim 350 erschien ein Fahrzeug mit 3,7-Liter-Motor. Dieser Motor hat 3689 cm³ Hubraum und leistet 75 PS (55 kW). Daher nannte sich dieser Typ „15/75 PS“. Wahlweise war zum Dreiganggetriebe auch ein Schnellgang (1 : 0,76) erhältlich. Neben den vorher erwähnten Aufbauten war als Werkskarosserie noch das Cabriolet C erhältlich. Die Wagen erreichen eine Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h.
Typ Mannheim 370 K (WK 10, 1930–1933)
Auf einem Fahrgestell mit um 175 mm verkürztem Radstand wurden ausschließlich das Cabriolet C und das Cabriolet NC angeboten. Diese Modelle erreichten eine Höchstgeschwindigkeit von 105 km/h.
Typ Mannheim 370 S (WS 10, 1930–1933)
Auf einem noch kürzeren Fahrgestell (2850 mm Radstand) wurden ein Roadster und ein Sport-Cabriolet gefertigt. Ihre Höchstgeschwindigkeit lag bei 115 km/h. Im letzten Produktionsjahr gab es nur für diese Modelle nochmals einen überarbeiteten Motor, der bei einer Drehzahl von 3400 anstatt 3300/min und einer Verdichtung von 1 : 5,75 anstatt 1 : 5,5 fortan 78 PS (57,3 kW) abgab.
Typ Mannheim 380 S (W 10, 1932–1933)
Auf dem normalen Mannheim-Fahrgestell mit 3200 mm Radstand wurde der Typ Mannheim 380 S mit seitengesteuertem Achtzylinder-Reihenmotor angeboten. Dieser Motor hat 3820 cm³ Hubraum und entwickelt 80 PS (59 kW), weshalb das Fahrzeug auch als „15/80 PS“ verkauft wurde. Die Fahrzeuge, die als Cabriolets A, B oder C mit blattgefederten Starrachsen lieferbar waren, erreichen eine Höchstgeschwindigkeit von 120 km/h.
1933 wurde die Modellreihe durch den Typ 290 und den Typ 380 ersetzt.
Technische Daten
14/70 PS Mannheim 350
15/75 PS Mannheim 370
15/75 PS Mannheim 370 K
15/75 PS Mannheim 370 S
Konstruktionsbezeichnung
W 10
WK 10
WS 10
Produktionszeitraum
1929–1931
1931–1934
1931–1933
1931–1933
Motor
Arbeitsverfahren
Viertakt-Otto
Anordnung im Fahrzeug
vorn, längs; stehend
Motor-Typ / -Baumuster
M 10
M 10 II
MS 10
Zylinderzahl / -anordnung
6 / Reihe
Bohrung x Hub
80 x 115 mm
82,5 x 115 mm
Gesamthubraum
3444 cm³
3689 cm³ (nach Steuerformel 3663 cm³)
Verdichtungsverhältnis
5,2 : 1
5,0 : 1; ab 1933: 5,5 : 1
5,5 : 1; ab 1933: 5,75 : 1
Leistung
70 PS bei 3200/min
75 PS bei 3200/min
75 PS bei 3200/min, ab 1933: 78 PS bei 3400/min
Ventilanordnung und -anzahl
1 Einlass, 1 Auslass, seitlich stehend
Ventilsteuerung
1 seitliche Nockenwelle
Nockenwellenantrieb
über Stirnräder
Gemischbildung
1 Flachstromvergaser Zenith 39 HK Mod. TD
1 Flachstromvergaser Zenith 39 HK Mod. TD oder Solex 40 MOHRT
2 Flachstromvergaser Solex 35 MOHLT
Kraftstofftank: Anordnung und Fassungsvermögen
im Heck, 70 l
Fahrwerk und Kraftübertragung
Rahmenausführung
U-Profil-Pressstahl-Rahmen
Radaufhängung; vorne
Starrachse
Radaufhängung; hinten
Starrachse
Federung; vorne
Halbfedern
Federung; hinten
Underslung-Halbfedern
Lenkung
Schraubenspindel
Bremsanlage (Fußbremse)
mechanisch, auf Vorder- und Hinterräder wirkend
mechanisch, mit Bosch-Dewandre-Saugluftunterstützung; auf Vorder- und Hinterräder wirkend
Feststellbremse (Handbremse)
mechanisch, auf Hinterräder wirkend
Räder
Stahl- oder Drahtspeichenräder
Drahtspeichenräder
Felgen
Tiefbettfelge
Reifen
5,50-20
6,00-20 oder Aero 6,50-18
5,50-20
5,50-18
Angetriebene Räder
Hinterräder
Kraftübertragung
Kardanwelle
Getriebe und Fahrleistungen
Getriebe
3-Gang-Schaltgetriebe
3-Gang-Schaltgetriebe, auf Wunsch mit zusätzlichem Schnellgang
3-Gang-Schaltgetriebe mit zusätzlichem Schnellgang
In Deutschland produziert der bayerische Automobilhersteller Scheib den W 10 als Nachbau unter dem Namen Mercedes Roadster 33. Ausgestattet wird er mit VW-Boxermotoren aus den früheren VW-Modellen 1302 und 1303. Die Leistung liegt etwa bei 34 bis 50 PS (25 bis 37 kW). Damit die Karosserie keinen Rost ansetzen kann, verwendet der Hersteller GFK-Fiberglas. Die verwendete Technik und Fahrzeugteile für den Nachbau stammen aus ausrangierten Einheiten der VW-Modelle 1200 und 1300.[1]